Archive für 19. Oktober 2015

Lachenmann, Kyburz, Murail, Francesconi

Montag, 19. Oktober 2015

Soeben live auf France Musique concert enregistré le 3 octobre au Palais de la musique et des congrès de Strasbourg, WDR Sinfonieorchester Köln, GrauSchumacher Piano Duo (ptyx, MACCHINE IN ECHO), Direction, Peter Rundel.

Helmut Lachenmann, Tableau (1988). – Eine Musik weit progressiver als alles, was man sich in den letzten Tagen aus dem neochristlichen Donaueschingen her (reformiert) anhören musste. Beeindruckend farbig das Ganze und rhythmisch in frechen Zügen, trotzdem mit einer äusserst starken Kohärenz durchsetzt. Ein Freudenstück!

Hanspeter Kyburz, ptyx (2015), deux pianos solos, création mondiale. – Der Kern des Stückes erscheint nur wenig zwingend; an manchen Stellen könnte es auch anders weitergehen. Eine schöne, aber nicht recht verbindliche Musik – man könnte zuweilen von den Noten abstrahieren und das Stück freihändig als eine Jazznummer spielen, ohne dass etwas verloren ginge.

Tristan Murail, Reflections / Reflets (2013), I. Spleen / Quand le ciel bas et lourd… II. High Voltage / Haute tension. – Ein klebriger Tonsirup, eine vom Computer harmonisierte einstimmige Etudenmusik.

Luca Francesconi, MACCHINE IN ECHO (2015), concerto pour deux pianos et orchestre, création française. – Der Komponist benutzt das Orchester als grosse Mamma, an deren Hand die Noten gehen sollen. Das Orchester ist in Wirklichkeit überflüssig, und wo es spielt, löst sich die spärliche Kohärenz auf. Der lange Schluss ist infantiler Bernstein. Der grosse Komponist Berio war wie Ligeti ein schlechter Lehrer.