Archive für 2. August 2012

1. August Gurten

Donnerstag, 2. August 2012

Als ich in der Spätdämmerung gestern zum Fenster hinausschaute, sah ich just über dem Gurten den Vollmond. Gibt es dieses Jahr ein Feuerwerk? Teufel, direkt unter dem Vollmond? Ich machte trotz launigen Widerständen die Kamera bereit, auf dem Einbein, das sich auf den Sims stellen lässt, weil der Gurten nur wenig rechts am Ende des Indermühlewegs steht und also nicht fotografisch aus dem Fenster heraus erreichbar wäre. Viertel vor zehn, zehn Uhr, nichts, ausser dass sich eine fette Wolkenschicht vor dem Mond plaziert. Je nun, gibt es halt ohne Mond als Fingerübung ein paar Feuerwerksbilder. Doch nein, es geschieht nichts, und in den letzten Jahren hatte es auch nicht jedesmal eines gegeben. Als das Fribourger Gewitter Bern erreichte, nicht ohne Windböen, dachte ich, dass bei sochen Verhältnisse sowieso aus keiner Kanone gefeuert würde. Es war zwanzig nach zehn Uhr, und ich erwachte erst um vier Uhr wieder. Dann las ich in der Zeitung, dass ein halbstündiges Feuerwerk zehn Minuten nach meinem Abbruch stattgefunden hätte, ohne mich und ohne Vollmond.

Hier ein Probebild für die manuelle Belichtung und Fokussierung, der Mond ein wenig grösser als das Gurtenlicht unten Mitte und die am linken Rand schon stark abgeschwächten privaten Raketenlichter.

Als wäre 10 = 1

Donnerstag, 2. August 2012

Ich wache in der Meinung und im Gefühl auf, im Traum auf der Flucht gewesen zu sein und mich immerzu versteckt gehabt zu haben oder auf der Suche nach einem Versteck gewesen zu sein, habe aber als letztes Bild einen Kühlschrank, aus dem soeben eine junge Gemse genommen wurde, die in einer Papiertüte steckt, so klein und beschaffen wie sie die Bäckereien für die kleinen Backwaren benutzen. Sogleich aber kommt mir die tatsächliche Flucht in den Sinn und wie ich mich in der eigenen oder in einer fremden Wohnung vor Verfolgern, die mir offenbar bekannt sind, verstecke. Stück für Stück zeigen sich aber die anderen Traumsequenzen, keineswegs in der abgelaufenen Reihenfolge wie sie jetzt hier dargestellt werden. Auf der Flucht muss ich aus der Wohnung, befinde mich auf der Strasse, wo ich auf anderen Strassenstücken mindestens eine böswillige Person aus dem wirklichen Leben sehe, wie sie mich aufsuchen will, wo ich aber alsbald einer Gruppe religiös Gläubiger aus einem anderen Erdteil den nackten Arsch zeige – was ich nicht zuletzt wegen des Schamfluchs, der auf der Beschaffenheit meines Körpers haftet, niemals tun würde, ganz abgesehen von den moralischen Impulsen, die mich nicht zu einer solchen Handlung anzutreiben vermöchten. Die Gruppe von Leuten, knapp zehn Personen beiderlei Geschlechts und Alters, schütteln den Kopf über mein Gebaren, vielleicht sagt jemand unter ihnen, man sollte mich schlagen, das ist aber ungewiss, und ich befinde mich in einem anderen dörflichen Quartier, wo man auf der Strasse fast wie auf dem Markt einkaufen kann. Ich wähle unter verschiedenen Fleischkäsesorten, zum Bezahlen ist niemand da, und doch bin ich plötzlich an einer Kasse, reklamiere, weil andere vor mir bezahlen können, nehme aber sofort meinen Protest zurück, „klar, ich habe mich geirrt“ – „kein Problem, Sie!“, will nun essen gehen und gerate in ein Waldstück, sehr steil, gerade an der oberen Waldgrenze, wo es Gemsen zu fotografieren gibt. Ich gehe in Position, da kommt ein Fuchs, gleich gross wie die jungen Gemsen, packt eine, und es gibt einen wilden Kampf, in dem beide durch die Luft wirbeln. Der Fuchs verbeisst sich ins junge Tier, und sowohl die Kämpfenden wie ich selbst rutschen den Hang runter, als ob in ihn ein Schnitt gezogen worden wäre und der Hang selbst ins Rutschen geraten wäre. Nun sind die Tiere auf meiner Höhe, benommen oder bewusstlos, und ich packe beide in kleine Tüten aus der Bäckerei, öffne einen Kühlschrank und schliesse sie dort ein.

Wenn nicht der Traummechanismus überhaupt itiotisch ist, ist das der Traummechanismus eines Vollidioten, nichts, das man fürderhin in Rücksicht behalten sollte. Man denkt beim Aufwachen und fühlt es intensiv, soeben einem Alptraum entronnen zu sein, doch zwischen dem Alptraum und dem Aufwachen geschehen beliebig viele Episoden, die willkürlich, also dumm, aneinandergereiht sind.