Handschlag mit den ganz Anderen
Mittwoch, 15. Juli 2009(Traum vorgestern abends um 22 Uhr kurz nach dem Einschlafen, den ich bis gestern Abend nicht aufschreiben und bis heute um 4 Uhr der Scribble’s Disco nicht hinzufügen wollte, weil mich dünkt, er zeige ein erstes Anzeichen von Schizophrenie. Da sich gestern aber eine medizinische Besonderheit zum Guten wendete, soll er als weiteres gewöhnliches Beispiel für die Konfusion der Traumtätigkeit dastehen, ohne jede Bedeutung: als ich gestern um 15 Uhr in Les Haudères das Sonnenkäppi vom Kopf nahm und die Frisur zurechtmachen wollte, den zweiwöchigen Zehnmilimeterschnitt, erspürte ich Mitte links auf der Schädeldecke eine daumenspitzgrosse Beule, an einem Ort, den ich seit 2003 ab und zu als Zentrum einer gewissen Oberflächenspannung empfinde. Beim Einschlafen war sie noch da, ebenso beim ersten Erwachen um 1 Uhr. Da sie um 4 Uhr indes zu 90% abgeflaut erscheint, deute ich sie als unbedeutende Störung, entstanden durch den Druck des Käppis, das wegen des Windes straffer gebunden war als gewöhnlich.)
In einem Raum etwa zehn Meter von mir entfernt sehe ich durch die offene Tür, wie ein Mensch einem anderen droht und eigentlich schon daran ist, ihn zu schlagen oder gar zu erschlagen. Ich nehme etwas wie einen Stein in die rechte Hand und ziehe sie rückwärts über die Schulter, um gleichfalls dem Drohenden zu drohen, im Bewusstsein, dass ich den Stein mangels Kraft gar nicht werfen werden kann. Die zwei Personen, etwa gleich alte wie ich oder geringfügig älter, verziehen sich noch weiter in den Hintergrund. Vor der offenen Türe sind nun mehrere andere Personen, eindeutig keine Europäer, eher Asiaten, wenn auch selbst dieses nicht eindeutig. Sie haben den Vorfall und insbesondere meinen Eingriff beobachtet, und es entsteht nun so etwas wie ein Verhör, wenn zunächst auch völlig ohne offiziellen Charakter. Man spricht eher freundlich mit mir, macht mir aber doch klar, dass mein Eingriff völlig inakzeptabel sei. Es könne doch einer aus Distanz gar nicht beurteilen, ob da jemand einen anderen bedroht hat oder umgekehrt ihm gerade Gutes hat tun wollen – das nota bene ich nun eben verhindert hätte. Wenn ich meinen Fehler einsehen würde, lasse das Ganze sich aber verzeihen und quasi ungeschehen machen. Es würde niemand mir grollen oder weiterhin Konsequenzen fordern. Der Sprechende erschien mir immer weniger als Mensch denn regelrecht als Ausserirdischer, wie wenn er zwar in einer Menschengestalt stecken würde, das Äussere aber doch mit Kandinskys oder Marcs Ölfarbe hätte übermalt werden müssen, um halbwegs menschlich zu erscheinen. Mit einem Handschlag wird der Friedensschluss besiegelt. Ich merke, wie mit einer Nadel etwas aus seiner Hand in meine einfliesst, merke wie ich zu sterben beginne und immer mehr wie in einer Waschmaschine gedreht und gewendet werde. Ich akzeptiere die Tötung, fühle mich aber erschlagen beim Gedanken, dass ich durch diesen speziellen Tod unwiderruflich in ein neues Leben hinein geboren werde, aufwachend als willenlose Maschine unter dem Diktat jener Ausserirdischen.