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Opfer – Glauben – Aufklärung

Samstag, 17. März 2007

Vor aller sprachlichen ist die Handlung des Selbstopfers und des Opfers eines besonders geliebten Gegenstandes oder Wesens dem Menschen wesentlich, und sie, die auch vielen Tieren nicht fremd ist, bildet die Bedingung des Glaubens, der die blinde Naturgewalt besänftigen soll. Da in ihm die Lüge sich nicht erkennen lässt, hat er Gültigkeit nur an seinen äussersten Rändern, an dem der diskursiven Vernunft und an dem der zweckfreien Gebilde und zweckfreien Handlungen, an dem der Kunst und der Sexualität. Der späte Strawinsky war mürrisch über die Art des Erfolgs des Sacre du Printemps, weil der Spektakel des Mädchenopfers die Freude am Mädchen, das eben gar nie wirklich getötet werden sollte, überstrahlte. Dieses Mürrische ist vielleicht das einzig Wahre an ihm. Die Musik nach dem Sacre wurde so schlecht wie sein Glaube. Er hätte die Empfindungen im Opfer und angesichts des Opfers musikalisch weiter bedenken sollen, dann wäre sein falscher Ruhm nicht nötig gewesen. Denn man kann den Sacre rühmen und gerade das Spektakuläre in ihm, das wie der Name des Mädchens nicht alt wird.