Schwesterschrecken

Um ein Haar hätte ich auf der Rückfahrt im vollen Zug kraft meines Amtes als Vorsitzender der Freunde gefährdeter Jungschwestern vor den Schwestern des Gifts eingegriffen, als eine ältere ihrer jüngeren das extended Handy wegnehmen wollte, mit dem diese glücklich spielte, worauf ein Kampf entbrannte wie noch nie gesehen, in dem beide ohne mit einer Wimper zu zucken, ohne auf die Lippen zu beissen und ohne ein Zucken weder in der Stirn- noch in der Wangen- oder Halsgegend, den Blick während der ganzen Zeit in coolster Weise geradeaus gerichtet, wo, mir nicht sichtbar, da ich schräg hinten meinen Beobachtungsposten innehatte, eine alte Fremde sitzen musste, der frau auf keinen Fall den Anschein erwecken wollte, in Schwierigkeiten zu stecken, sich in einem unüberschaubaren, unendlichen Gemenge verfingen, in dem die vier Hände an den vier wohlgeformten langen Armen teils in einem Knäuel festzustecken drohten, teils wie in einer Trockenwinde – oder wie im Aerobickurs – rasend schnell parallel sich um die jeweils anderen drehten, die ein Dritter keineswegs noch zu unterscheiden vermochte. Endlich packte die Grosse das Gerät, drückte auf einen Displayknopf, gab es der Kleinen zurück, nahm ihr eigenes Gerätchen, das die Kleine alsogleich artig bewunderte. Was mussten die beiden auf engstem Raum einander antun, eine Kindheit und eine Jugend lang, bis ein solches Streitfeuerwerk in stummer Vollkommenheit der gierigen Meute mit Gewinn präsentiert werden konnte?

Montag, 2. Januar 2012 um 5:20 pm Themenbereich: Zügige Sprüche                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

Comments are closed.