Leibnizia

Gestern im Vorortszug von Luzern, eine Vierzehnjährige verborgen hinter der nächsten Sitzbank, sichtbar nur gespiegelt im Fensterglas, pausenlos ihr musikalisches Fingertippen aufs Handy, in der rhythmischen Vielfalt und tipperlnden Zärtlichkeit wie das Leben selbst, das man durch nichts ersetzt haben möchte. Dann ein erstes Gespräch, eine Verabredung mit einem Freund oder einer Freundin, in ein paar Minuten vor der Kirche dann. Bald darauf ein gefasstes, ernstes – mit der Mutter. Sicher bin ich in einem Zug später als abgemacht, aber doch nur in einem einzigen später. Versteh mich doch bitte, ich hatte mir so Mühe gegeben. Glaube mir, es war alles bestens organisiert, ich hatte die Sachen gepackt und ich war gerannt. Ich hatte den Zug nur knapp nicht mehr berühren können, als er schon am Davonfahren war. Glaube mir doch, das muss einer erst mal können! Am anderen Ende wird eine Aufgewühlte gesagt haben, du Luder, und knapp nicht denken, wirst nie so schlimm gewesen sein wie ich es war. Die Kleine wird noch diesen Sommer gross werden, ein Röcklein tragen luftiger als der duftende Arsch und gegen alle Anfeindungen der Alten sagen: Das muss man erst mal können, einen so kleinen Rock tragen und es ist immer noch einer! Infinitesimal kurz vor dem Ziel innegehalten verlangt nach mindestens soviel Applaus wie der schlappe Erfolg selbst – ein Einspruch des Lebendigen gegen das Ideale, der nicht wenig einzuleuchten scheint. Ein Bewunderer ist ihr sicher.

Dienstag, 29. März 2011 um 4:45 am Themenbereich: Zügige Sprüche                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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