Nachtblinde Gewalt

Gestern Abend Hörspiel auf DRS 2, Nachtblind von Darja Stocker – in der Tat eines der besten seit langem. Trotzdem nur im Negativen beeindruckend der Schluss: einer der drei in Beziehung Stehenden schlachtet die beiden anderen ohne jede Besinnung bis zum Letzten.
Zum ersten Mal ist solches in der Literatur in Vladimir Sorokins Roman erschienen, dass Gewalt jenseits alles Bedenkenswerten zu denken gegeben hat. Seither geschieht es ab und zu, aber nie vermag ich darin etwas herauszulesen. Auch der gewalttätige offene Schluss in Nachtblind gibt nicht substantiell zu denken, sondern spielt fahrlässig mit den Gefühlen des Einverständnisses. Warum wollen die AutorInnen nicht zur Kenntnis nehmen, dass sie mit solchen Kunstmomenten nur dazu beitragen, die aktuelle böse Toleranz gegenüber der Gewalt noch gewöhnlicher zu machen statt diesen Leim der Regression abzutragen? Einen Reiz lässt sich dann im ganzen Werk nicht mehr empfinden, nur trübe vertane Chance.

Donnerstag, 7. September 2006 um 8:48 am Themenbereich: Theorie                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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