Arditti Quartett 2 (Genève)
Soeben auf Espace 2 live aus Genf dieselbe Band wie gestern in Bern, ebenfalls auf der Bühne des Konservatoriums, aber mit einem anderen Programm.
Quatuor Arditti: Irvine Arditti, violon – Ashot Sarkissjan, violon – Ralf Ehlers, alto – Lucas Fels, violoncelle.
Ludwig van Beethoven, Grande fugue pour quatuor à cordes, en si bémol majeur. Vom Auftakt an eine scharfe Präsenz im Ganzen, in den hohen Lagen im ersten Drittel ganz selten ein Zögern. Wie gestern vergehen auch heute ein paar Minuten, bis das Quartett in Hochform spielt – dann aber ohne Makel und in einem einzigen seidigen Zug.
Béla Bartok, Quatuor à cordes, no 3, en ut dièse mineur. Anfänglich keine folkloristische Interpretation wie gestern im ersten Quartett von Janacek, sondern das Avancierte betonend; im zweiten Satz wird die Landmusik aber trotzdem nicht überspielt. Schöne Ruppigkeit und bewundernswürdiger Verzicht auf zu reine Glätte: Bartok, nicht Arditti. Im letzten Drittel wieder der Zauber der unbedingten Präzision.
(Das Genfer Publikum ist spürbar weniger diszipliniert als dasjenige in Bern, es kracht und hustet bis ans Ende von Ravel.)
György Kurtág, Officium breve in memoriam Andreae Szervánszky, pour quatuor à cordes. 1. Largo – 2. Più andante – 3. Sostenuto, quasi giusto 4. Grave, molto sostenuto – 5. Open Music (Presto) – 6. Canon à 4 (Molto agitato) – 7. Canon à 2 (sehr fliessend) – 8. Lento – 9. Largo – 10. Canon à 4 (fliessend) – 11. Sostenuto – 12. Sostenuto, quasi giusto – 13. Sostenuto, con slancio – 14. Disperato, vivo – 15. Arioso interrotto, Larghetto. Eine Musik voller Anspielungen, wie Fenster, durch die man hinein in disparate Räume sieht. Nicht allgemeine unterschiedliche Charakteren, sondern gelebte und aus der Geschichte herübergeholte, auch aus dem 15. Jahrhundert oder gar früher. Trotzdem alles andere als eine historisierende Musik, nur innehaltende, zweimal mit Mahler. Der 14. Satz Disperato – vivo gefällt mir am besten, weil er die Musik dreht wie es der taumelnde Mond tut in der ihm eigenen Libration.
Maurice Ravel, Quatuor à cordes en fa majeur. Nur ein paar halbe Takte Aufwärmphase, dann wie gewohnt eine vertrauenerweckende Interpretation, auch wenn Arditti und Ravel auf Anhieb nicht zusammen zu passen scheinen.
Dienstag, 22. März 2011 um 9:50 pm Themenbereich: Musik RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.