Luzern als Venedig im Flug

Ich mache mich von Emmen aus auf den Weg nach Luzern. In der Gegend Reusszopf-Fluehmühle verändert sich die Landschaft, sie erscheint mir neu und wie westlich von Champéry im Champ de Barme, allerdings anders als in Wirklichkeit, weniger tief und extrem interessant: die Strasse und alle Bauten sind nirgends, alles eine weite Schlucht quasi auf einem versteinerten Wald aufsitzend, in dem sich eine Spur auftut, etwa einen Meter tief, in die festen Baumwipfel eingelassen, wie auf einem verasteten Waldboden. Links die Reuss, die entgegenfliesst. Ich spurte und geniesse die Landschaft. Es erscheinen die Wohnhäuser links, in der Mitte und rechts – morgen bin ich auf der orografisch rechten Seite eingeladen, aber das kommt mir im Traum nicht in den Sinn. Ich bin auf einer Art Insel, links und rechts die Reuss, verschiedene Quartiere. Ein grosser Häuserblock mit Innenhof erscheint, und ich freue mich, diesen aus der Nähe zu sehen und nicht nur von oben via Google – aber das ist Lüge, selbstverständlich habe ich kein solches Quartier bei Google angeschaut (vor dem Einschlafen oder schon im Schlaf dachte ich an Nietzsches Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinn). Nun sind nicht nur die Häuser auf einer Insel in der Reuss, sondern alle mit Wasser umspült, ja zumeist und späterhin alle unterspült. Schon der erste Schritt auf die Insel (die nördlich des Zentrums liegt, nicht am See beim KKL, beim wirklichen Ort Inseli) war kein Sprung, sondern ein kurzer Flug. Jetzt ist meine ganze Bewegung ein regelrechtes Fliegen, den Hausmauern entlang auf- und abwärts. Obwohl niemand zu sehen ist, erscheinen die Häuser normal bewohnt, eher arm als reich, wie ein belebtes Venedig, wenn auch das Flusswasser tief ist und stark fliesst. Ein Haus schaue ich mir genauer an: Der Gartensitzplatz enthält ein oder zwei Steintische mit Steinbänken, alles ein Meter tief unter Wasser, wie es aber beruhigend scheint saisonbedingt, für die Örtlichkeiten also normal. Möchte ich da wohnen? Weiterschauen! Ich finde ein Treppenhaus (ich will ja nicht in eine bewohnte Wohnung eindringen), etwa im ersten Stock, gehe oder fliege hinein, bewege mich aufwärts, auf den steinigen Treppenstufen und doch immer noch fliegend, schaue mich um, gehe in keine Wohnung, sondern wieder abwärts – und finde zuunterst nun keine Türe. Fenster gibt es in diesem Treppenhaus nach wie vor, doch erscheinen sie mir plötzlich zu klein, um hinaus zu geraten, und in der Tat werden sie auch spürbar immer kleiner. Das Ganze ist eine Art Vogelkäfig aus Ton oder ein etwas gross geratenes orientalisches Lichtgefäss. Einen Weg hinaus gibt es von da nicht mehr, ich habe aber überhaupt keine Angstgefühle und wache – besser – auf.

Freitag, 21. Januar 2011 um 4:53 am Themenbereich: Traum                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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