Boulez in Bayreuth

Es war seit je schwierig nachzuvollziehen, mit welcher Freude sich Boulez dem Parsifal widmete. Im illustrierten Grossband mit vielen degoutanten Werbeseiten Pierre Boulez in Bayreuth, hrsg. von Karl-Ulrich Majer und Hella Preimesberger 2005, spricht er in einem abgeklärten Altersstil von dieser Frage, ohne spektakuläre Gründe anzuführen. Er scheint wie Debussy eine kompositorische Veränderung oder eine Weiterentwicklung im Strukturgefüge betonen zu wollen, die im heutigen Hören gegenüber der musikgeschichtlichen Entwicklung für den nicht ausserordentlich begabten kompositorisch Hörenden als ineinander verschmolzen empfunden werden. Dass Wagner’s Ring gegenüber dem Parsifal veraltet erscheinen sollte, wie zumindest Debussy klarstellt, will ganz und gar nicht einleuchten.
Es gelingt mir nicht, die hier in sonderbarer Weise publizierten Texte mit meinen eigenen aufgehobenen so zu vergleichen, dass entschieden werden könnte, welcher alt, welcher verändert und welcher neu abgefasst worden ist. Schade, dass bei einem Künstlerautor, von dem jedes Wort auf der Waagschale gewogen wird, eine Publikation so schludrig hat in den Druck gegeben werden können.

Dienstag, 11. Juli 2006 um 5:09 pm Themenbereich: Musik                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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