Extrempositionen
Ich habe heute den herumgeisternden Text Der kommende Aufstand gelesen: er ist irrational und gegenaufklärerisch, enthält keinen Gehalt darüber, wie die Gesellschaft gesehen werden soll und erträumt sich als Ziele eines guten Lebens Kindereien mit Schrebergarten, die ins 19. Jahrhundert gehören. Dazu kommt, dass er in einem Priesterton gehalten ist (mehr als fünf Leute haben in diesem Kollektiv sicher nicht mitgeschrieben, und einer davon ist ein Faschist, really, trust me!), der Einfältige dazu verführt, Dinge zu tun, die im mindesten ihr eigenes Leben zerstören. Ich sehe nur Destruktion. Allerdings ist er aus einer Situation heraus geschrieben, deren Wirklichkeit ernst zu nehmen ist: die Notwendigkeit, die Welt und die Gesellschaft radikaler zu beschreiben als es in den Parteiprogrammen geschieht, scheint mir gegeben. Ich wüsste keine Partei, deren Gefolgsmann ich aus freien Stücken sein möchte, obwohl ich immer nach bestem Gewissen wählen und stimmen gehe. Wenn man sich etwas von ihm gelöst hat, nüchtern oder nicht mehr ganz, zeigt der Text auch einen Nutzen, nämlich den, dass auch eine radikale Position sich zeigen muss. Das ist nicht leicht: wegen der existentiellen Redlichkeit muss man zu seiner radikalen Position stehen – aus Vernunftgründen aber auch dazu, dass sie nicht tel quel ins Gesellschaftliche hinausgeschrie(be)n werden kann, sondern in Taten und Gebilden vermittelt ihre teils fetten, teils homöopathischen Spuren deponieren muss.
Montag, 22. November 2010 um 8:04 pm Themenbereich: Post RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.