Gliese 581g

Gliese 581g wurde vor kurzer Zeit als einer der Planeten ausserhalb des Sonnensystems bekannt gemacht, der aus einer solchen Masse besteht und in einem solchermassen bestimmten Abstand seinen Sonnenstern umkreist, dass er möglicherweise Wasser enthält und unter einer Atmosphärenhülle steht. Er ist Teil eines Prozesses der Erkenntnisgewinnung, die unmöglich scheint und doch in beschleunigten Abständen Ergebnisse zeitigt, die nicht gänzlich mathematisch formal und substanzlos sind. Das Denken über die Welt in ontologischen Kategorien erfährt mit solchen Erkenntniseinbrüchen einen Impuls, der die Einschränkung des Redens über das, was ist, auf die Perspektive der Erdenwelt aus der Fassung bringt. Den ErdenbürgerInnen wird es allmählich und ohne regressive Ausbrüche auf die Phantasien der Science Fiction, die ein Feld des Nichtwissens auspinseln, um nichts weniger unaufhaltsam geläufig, das Geschehen auf der Welt auch von aussen zu betrachten. Was ist, braucht dann nicht mehr von einem Guten oder einem Bösen geschaffen zu sein, um im Ganzen sinnhaft begriffen werden zu können (der gewöhnliche, beschränkte und philosophisch aktive Mensch benötigt keinen Sinn der Welt im Ganzen, um mit Notwendigkeit gegen das herrschenden Leid praktisch vorzugehen oder wenigstens gegen es Stellung zu beziehen); die Anstiftung zum Sein kann völlig beiläufig geschehen sein, als Spiel nicht unmöglich, das aufgegeben wurde, ohne dass seine Anordnung schon weggeräumt worden wäre. Käme der Spieler zurück und würfe einen Blick auf das, was zwischenzeitlich ohne ihn und seine möglichen MitspielerInnen geschehen war, würde er sich die Augen reiben, in welcher Weise ein Seiendes dieser Welt, das mit einer besonderen Begabung ausgestattet worden war – mit ihrem Einsatz nämlich das Allgemeine und für Alle Gute überhaupt kenntlich machen und sehen zu können – die Zerstörung allgemein macht. Er grübelt darüber nach, was besser wäre, dem Spiel eine andere Richtung zu geben, es abrupt zu beenden oder es seinem Lauf zu überlassen, sich qualvoll selbst zu beenden. Mehr denn je wird es zur heiligen Pflicht des gewöhnlichen Menschen, sich mit denen nicht zu verbünden, die Macht und „Verantwortung“ für sich in Anspruch nehmen. So zu leben, war aber noch nie mit einer göttlichen Gabe verrechnet worden, sondern gehört zum Spiel der Zeit immer schon, in dem nicht einmal das mindeste vorgesehen wäre, dass die Mächtigen in ihren Ansprüchen vergessen gehen.

Samstag, 2. Oktober 2010 um 5:34 pm Themenbereich: Theorie                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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