Die Zukunft ausmalen

Ein zentrales Moment der gesamtgesellschaftlichen Veränderung, die die Globalisierung beinhaltet, führt zu einer Umwertung in der geschichtsphilosophischen Deutung und der utopischen Wertsetzung: das überlieferte Bilderverbot, das eine linke Perspektive mit gleichzeitiger Abwehr alles Stalinistischen und sonstwie Autoritären erlaubte, erfährt dadurch eine objektive Abwertung, dass eine progressive Politik heutzutage fahrlässig erschiene, die nicht in ökonomischen und versicherungsmathematischen Termini zu beschreiben vermöchte, welche lokalen, regionalen und globalen Auswirkungen ihre neuen Eingriffe haben werden. Das weiss jedes Kind und macht jeden Erwachsenen unsicher. Die geschichtsphilosophische Deutung von Einzeldingen ist frei von diesem Problem, weil der Anteil des Utopischen und Ausgepinselten nicht zu ihrer Arbeit gehört, sondern den Gebilden selbst intentionslos immer schon zukommt. In der politischen Deutung der Gesamtgesellschaft muss dieses Problem erst noch eingeübt werden. Man muss sich in der Politik getrauen zu sagen, dass die Eingriffe Veränderungen zur Folge haben – und man muss die Kenntnisse an den Tag legen, in welcher Weise sie sich im Verlauf der Zeit einstellen werden. Man sieht sich heutzutage gezwungen, mit dem vernünftig zu argumentieren, was noch nicht ist.

Freitag, 1. Oktober 2010 um 3:48 pm Themenbereich: Theorie                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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