Tafelmusik zum Tischrücken

Gestern auf DRS 2 das Konzert unter Boulez mit dem Lucerne Festival Academy Orchestra in Luzern vom 1. September 2010: Strawinskys unproblematische Bläsersymphonie, sein leicht verkitschter Chant du Rossignol (die Oper, immer schon kitschanfällig, auf DVD gesehen, dünkte mich interessanter), am Schluss Schönbergs Pierrot lunaire, enorm energiegeladen sowohl durch die Präzision der Gesamtaufführung wie durch die Vitalität, Geschmeidigkeit und, nicht zuletzt, die Schönheit der Stimme von Olivia Stahn. Dazwischen vom hundertzweijährigen Carter die Lieder What Are Years (2010 an drei Festivals von verschiedenen Bands ur- und zweitaufgeführt, in Aldeburgh, Tanglewood und eben Luzern). Ich folgte dem zwölfminütigen Werk äusserst berührt, wie halbwegs aus einer anderen Welt, als ob einige Parameter im Leerlauf mitliefen, weil gewisse Schaltzentralen der musikalischen Produktion ihre Aktivität nun doch schon eingestellt hätten – geringfügige, aber vom Alter desto entschiedener nicht pardonnisierbare. Man müsste in einem Verein für Tischrücken Einsitz nehmen, um die Signale aus der anderen Welt empfangen und deuten zu können.

Freitag, 24. September 2010 um 4:20 am Themenbereich: Musik                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

Comments are closed.