Kuh-e Bonvin
Nach sechseinhalbstündigem Schlaf langer Traum, in dem viel argumentiert und Überzeugungsarbeit gegen mich geleistet wird, von dessem Gesprochenen ich aber fast alles vergessen habe. Ich sitze in Sitten und spreche mit einer jungen Regisseurin, die zur Hälfte Ursi N. ähnelt, zur anderen M., sprachlich aber nichts Walliserisches an sich hat. Ich soll in einem Film mit P., die mir im wirklichen Leben nicht mehr begegnen soll, auf den Mont Bonvin gehen. Es gäbe so viele Berge im Wallis, und es muss ausgerechnet einer sein, auf dem ich noch nicht gewesen bin – auf den zu gehen ich mir allerdings für 2009 halbwegs vorgenommen hatte. Ich willige unter komplizierten Bedingungen ein, die ich nicht mehr weiss. Die Szene soll sofort gedreht werden, oder wenigstens eine Probe davon. Dazu müssen wir nach Sierre gehen (was mir jetzt unlogisch vorkommt, da ich auch von Sion her direkt mit dem Bus nach Montana Vermala fahren könnte). Die Regisseurin fährt mit dem Auto, das für P. so lebensentscheidend ist, für mich wird ein Sonderzug mit nur einem Wagen bereitgestellt, wie in der Fernsehoper im Zürcher Bahnhof La Traviata, die ich im Internet zur Hälfte verfolgt hatte. Nachdem ich pressierend im Eisenbahnwagen eingestiegen war, fährt der Zug sofort ab, und ich schicke ein SMS mit der Meldung an die Regisseurin, dass die Abfahrt geklappt hätte und ich sie in Siders erwarten würde. Dort sitze ich im halboffenen Buffet und überlege, wie man sich das wohl vorstelle, wie ich mit P. auf den Kuh-e Bonvin wandern würde. Der Film ist über sie, nicht über mich, und sie ist entschieden ein zu fauler Sack, um so weit auf eigenen Füssen zu latschen. Warum sind Filme oft gegen die Wirklichkeit gezielt, ohne im mindesten eine Kritik zu entfalten? Was für ein Leerlauf! Ich erwärme mich am Gedanken, ein Double von P. kennen zu lernen, da erscheint mit schwatzhaft aufgeworfenen Armen die Regisseurin um die Ecke, mit der alleine ich wegen ihrer Schönheit und ihrer unangreifbaren Vitalität gerne das Ganze durchziehen würde, und ich erhalte Instruktionen fürs Weitermachen. Keine Ahnung, was mich in diesem Moment aufweckt, aber sechseinhalb Stunden Schlaf durchgehend sind auch nicht schlecht – und die Erinnerung daran, auf den Bonvin zu gehen, nicht weniger. – Erst nach der handschriftlichen Aufzeichnung beim Frühtee wird klar, dass N., also klein p., sich zurzeit im Genfer UNO-Gebäude mit Berner Uni-KollegInnen verlustiert, auf deren Website ich gerade heute einen Virus eingefangen hatte, der sich allerdings sofort löschen liess; in zwei Wochen will sie im Zürcher Fernsehmilieu vortanzen. Ein bisschen von gutem Wein tät ihr besser, wie mir Erschütterbaren, der nicht aufhört zu widerstehen, scheinen will.
Samstag, 14. März 2009 um 5:42 am Themenbereich: Traum RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.