Philippe Hurel, Tour à tour

Soeben live auf France Musique concert enregistré à l’Auditorium de la Maison de la Radio le 5 juin 2015, dans le cadre du Festival ManiFeste. Orchestre Philharmonique de Radio France, Carlo Laurenzi, réalisation informatique musicale Ircam, Jean Deroyer, direction.

Philippe Hurel (né en 1955), Tour à tour – I. L’Envol, pour orchestre II. La rose des vents, pour orchestre et électronique III. Les rémanences, pour orchestre.

L’Envol erscheint in einer Art Momentform, die dem Komponisten so viele Verschnaufpausen ermöglicht wie nötig – nichts gibt es, das sich verbindlich durch die ganze Flugbahn verfolgen liesse. Einige Momente sind hübsch, andere zu banal. Der Komponist hat einen unkontrollierten Hang zum nordamerikanischen Festsound der Feldmusik; er sollte sie gewissenhaft studieren, vielleicht in Bayern, um auf solche Weise von ihr wegzukommen, dass auch das Moment der Überraschung eine Chance bekommt.

La rose des vents besteht aus verschmierten Lentoklängen. Peinlich der Propellereffekt, einmal abwärts, geklaut bei der ersten Platte von Emerson, Lake & Palmer, dann auch aufwärts, das Ganze verdoppelt und verdreifacht. Die Paukenschläge ins pinkfloydsche Grunzen hinein finde ich gelungen, sie erscheinen nochmals im dritten Teil (der vor diesem zweiten geschrieben war). Der Komponist scheint im IRCAM weniger mit einem Informatiker als mit einem Archivar zusammengearbeitet zu haben.

Les Rémanences favorisiert wieder die lose, unverbindliche Momentform, mal hitzig bewegt, mal langfädig, mal, wohl als Vermittlung gedacht, langweilig dazwischen. Musik als Kunst des Übergangs wird verleugnet, weil es an Selbstvertrauen und Selbständigkeit fehlt. Paris wirkt zuweilen wie eine musikalische Wüste.

Montag, 8. Juni 2015 um 8:19 pm Themenbereich: Musik                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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