Lumpenschläfer
Aufgestanden, nachdem ich merkte, Opfer einer musikalischen Täuschung geworden zu sein: ich lauschte im Halbschlaf dem unmusikalischen Donnern eines Discostücks aus der Ferne irgendwo im Gebäude, wunderte mich ob der Aktivitätsfreude der Leute um diese Frühmorgenszeit und kapierte endlich, dass ich mich über den eigenen Herzschlag zu ärgern begann.
Seit Wochen gibt es keine durchgeschlafenen Nächte mehr, sondern wie um 2002 nur noch den Bewältigungsversuch einer unendlich langen Serie von Schlaffetzen, mitunter bloss zweiminütigen Schlafstücken, gefüllt mit Träumen, heute ausnahmsweise ohne Alpdrucke. Viele Träume sind so kurz wie die Schlaffragmente selbst und nicht der Rede wert, andere in längeren Schlafpartien wie Einblicke in ein ganzes Parallelleben, Mitte Nacht einer mit Frau und Tochter in einem schlossähnlichen Wohnhaus mit hohen Wänden, sehr verliebt die ganze Traumstrecke, in der die Tochter, kaum zwanzigjährig, die Züge von Di annahm, die den grossen Tigersprung der Karriere schaffte und mir kürzlich, noch schöner als je, ausserordentlich glücklich erschien, geradewegs so, wie sie es auch mit festem Willen und Entschluss geplant hatte. Andere sind debil wie der übliche Traumsatz und stellen Rätsel, die einen nur weiter in die Bedrängnis stossen. Soeben gewann ich den ersten Preis in einem Rennen, das ich offenbar seit Jahren mitzumachen pflege. Ohne gelernt zu haben, zwischen Gas- und Bremspedal zu unterscheiden, bin ich der Fahrer eines der schwersten Lastwagens der Welt, mit mehreren grossen Anhängern hintereinandergekuppelt. Es ist die Aufgabe in diesem Rennen, die höchste Brücke ausfindig zu machen und mit dem schwerstmöglichen und längsten Lastwagen zu überfahren. Als Kenner der Berge war mir das Aufstöbern der Brücke eine leichte Sache, doch wie ich zum Manoeuvrieren eines Fahrzeugs komme, ist mir schleierhaft. Nichtsdestotrotz kurvte ich virtuos das Gebirge hinauf und überquerte sicher die Brücke, jedenfalls mit der Nase des Lasters. Auf der anderen Seite blieb ich dann stecken, weil ich zu viele Anhänger hatte, die alle miteinander die Kurven nicht zu bewältigen vermochten. Trotzdem wurde mir der erste Preis zugesprochen, den ich indes nicht lange behielt, kaum länger als ein paar Sekunden. Vor der Brücke ist, auch jetzt der Allgemeinheit noch einsehbar, eine Fahrverbotstafel aufgestellt. Merde!
Dienstag, 16. Oktober 2012 um 3:41 am Themenbereich: Traum RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.