Boris Godunow in New York
Gestern via Bayern 4 in New York: Boris Godunow von Modest Mussorgsky, Chor und Orchester der Metropolitan Opera, Leitung: Valery Gergiev (wurde ersetzt). Ich wusste nicht, trotz früherer Einsichtnahmen in diverse Aufführungen auf CD und DVD, dass man dieses Meisterwerk der Macht so auf den Hund bringen kann, ohne Schärfe und Kanten. Bezeichnend das Pauseninterview mit René Pape als Boris Godunow, der in seinem Spiel die humane Seite des Machtmenschen nicht beiseitegeschoben wissen möchte – als ob einer heute von der Fürsorglichkeit Ghaddafis seinen lieben Kindern gegenüber sprechen möchte. Trotzdem dünkt es mich verwunderlich, wie diese eigenwillige und leicht debile Haltung auf die Interpretation der Oper insgesamt abzufärben vermag. Mussorgskys Kunst gibt Einblicke in die Düsternis der Welt als Herrschaftsgebilde – der Boris Godunow in New York tönt arg danach, als hätte im Hintergrund der Pate die Finger spielen lassen mit dem Namen John Adams.
Sonntag, 13. März 2011 um 4:54 am Themenbereich: Musik RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.