Bartók, Strawinsky

Soeben via France Musique aus London das Konzert vor einer Woche in der Royal Festival Hall mit dem Philharmonia Orchestra unter Esa-Pekka Salonen gehört.

Béla Bartók, Cantate profane Sz.94 BB.100 (1930), dann Musique pour cordes, percussion et célesta BB.114 Sz.106 (1936). Dieses Werk zündet heute nicht mehr, nicht weil es zu wenig aggressiv gespielt würde, sondern weil es zu wenig Zündendes aus sich selbst heraus freisetzt. Mich dünkt es veraltetes Kunsthandwerk, zu leicht gestrickt.

Igor Stravinski, Le Sacre du Printemps (1911,1913). Obwohl Salonen kräftig zulangen kann und mit dieser Qualität im Schlagzeug, das zuweilen wie ein Feuerwerk explodiert, auch nicht geizt, ist dies alles andere als eine scharfe Interpretation. Die leisen Stellen sind sehr leise und die lauten sehr laut, doch dazwischen heben sich keine Gruppen voneinander und gegeneinander ab, sondern alle Instrumente spielen solistisch & musikantisch auf derselben Ebene. Das macht die einzelnen gut hörbar, ja ausserordentlich aus dem Ganzen gut heraushörbar, weil keines in einer Verschmelzung untergeht, und doch kommt es so zu zuwenigen Farben, Farbtupfern, Kontrasten und Akzenten, zumal fast ganz auf Temposchwankungen verzichtet wird. Ich habe zwar sehr gerne zugehört, und doch erscheint mir diese Aufführung negativ als leicht kunsthandwerklich: eine perfekte Musik, aber herausgeschnitten aus Raum und Zeit. Salonen muss nochmals über die Papiere.

Eine bessere und wohlwollendere Kritik dieses Konzerts gibt es hier zu lesen, wo Anne Ozorio betont, dass Salonen den Sacre in der Weise interpretiert, dass er als Quelle für Bartók kenntlich wird. Doch was machen, wenn einem Bartók als Rückschritt erscheint?

http://www.bachtrack.com/review-bartok-stravinsky

Und ein Entwurf dafür an anderer Stelle in einer anderen Textumgebung: http://classical-iconoclast.blogspot.com/
2011/02/bartok-stravinsky-salonen-infernal.html

Für Bartók maniacs:
http://www.philharmonia.co.uk/thesoundexchange/
backstage/podcasts/eps_on_bartok/

Donnerstag, 17. Februar 2011 um 10:04 pm Themenbereich: Musik                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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