Zeitliche Horizontverengung
Die chronische Beschleunigung des Informationsflusses in der Kulturindustrie hat unter anderem zur Folge, dass die jeweils nachkommende Generation unter der Schwierigkeit leidet, historisch-gesellschaftliche Phänomene und Komplexe nur noch als Gegebenheiten betrachten zu können, denen eine Zeit der Entstehung in grossem Masse abgeht. Das wäre weniger einem subjektiven Desinteresse als vielmehr der Art und Weise zuzuschreiben, wie man sich in der Flut der Medieninformationen zu orientieren hat: permanent das abwehrend, was sowohl thematisch wie zeitlich ungeordnet als Zusatz oder via eines weiterführenden Links auch noch aufgenommen werden könnte. Die Abwehrhaltung, die vorausgesetzt wird, wenn überhaupt mit einer gewissen Konzentration gelesen werden soll, hat den unerwünschten Effekt, zu Vieles vom Vorlauf des Ereignisses auszublenden, aus dem es resultierte. Im Alter wird man folglich immer häufiger dazu gedrängt, von der Geschichte zu erzählen statt wie gewohnt die strukturellen Zusammenhänge aufzuzeigen. Das macht müde, weil damit die Idee der objektiven Erkenntnis angegriffen wird zugunsten der archaischen von der Lehre.
Donnerstag, 1. April 2010 um 3:50 pm Themenbereich: Theorie RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.