Für die Bilder, gegen den Film
Der allgegenwärtige Dunst durch die Feuchtigkeit in der Luft zwingt dazu, einen Ausweg aus dem Fotografieren zu suchen. GoPro ist eine gute Lösung: der hurtige Spaziergang verlangt keine detaillierte Landschaft. Beim Erproben kam ich auch auf den Geschmack, die Videomöglichkeiten der Olympus Kamera zu nutzen. Schliesslich nahm ich auch Videos aus dem Archiv hervor, die vor zwanzig Jahren hergestellt wurden. Nach einer gewissen Euphorie machte sich indes schnell eine Katerstimmung breit. Die Domäne des Films wird zu einem Platz, der Unwohlsein hervorruft. Natürlich sind meine eigenen Videos dilettantisch und schlecht. Aber die Wahrnehmung stützt sich auf die konsumierten Filme allgemein, die Masse der Videos auf Facebook, die Unmengen an klassischen Kinofilmen, die ich auf Youtube zu gaffen nachholte. Die Einsicht nun scheint mir eindeutig. Das Bild kommt nicht mit einem Versprechen auf einen los, sondern sagt als erstes distanziert: ich bin etwas Anderes. Willst du etwas in mir sehen, musst du dich anstrengen. In der Anstrengung, die dem Oberflächenreiz nachspürt und seinen Rand, das Allgemeine, sehnsüchtig beäugt, ist nicht nur Genuss, sondern entschlüsselt und öffnet auch sich erst das Bild. Umgekehrt die bewegte Bilderreihe, das Video, der Film. Der Film biedert sich an und sagt einem ständig, wie lebendig das Gezeigte ist. Er lässt einen kaum frei aus seinem Konkretismus und wird schnell persönlich, auf die aufdringliche Weise. Und er flüstert einem vom Lebendigen auch dann, wenn er Tote porträtiert. Mit ihm wird die Erinnerung schlecht, die das Allgemeine nötig hat. In ihm wird es mir schlecht. Der Film macht das Gezeigte schlecht. Man muss Filme machen wie Bilder, wenn man die Bilder über die Dunstkrise hinweg retten will.
Samstag, 4. Mai 2019 um 5:12 pm Themenbereich: Theorie RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.