Kol Nidre

Die Diskothek im Zwei auf DRS 2 ist die einzige Radiosendung, die man mit Spannung und Interesse hören kann. Fast immer lohnt es sich, auch dann, wenn über leichte Musik gesprochen wird. Doch die Sendung gestern Abend, zumindest der erste Teil über Schönbergs Kol Nidre, darf als paradigmatischer Diskurs über die Schwierigkeiten in der Interpretation klassischer Musik bezeichnet werden. Isabel Mundry und Daniel Mouthon hörten in zwei kleinen Ausschnitten der beiden auf CD existierenden Interpretationen unter Michael Gielen und Pierre Boulez Nuancen, deren begriffliche Artikulation den Reichtum, wie er nicht nur in diesem Werk, sondern in der Musik überhaupt enthalten ist, als ganzes Wunder noch einmal in Erscheinung treten lässt.
Adorno meinte in einer Umfrage 1953, als Schönergs Kol Nidre gerade auf einer Schallplatte erschienen war: „Irre ich mich nicht, so rechnet es an gedrängter Fülle, Ausdruckskraft und spezifischem Ton zum Vollkommensten aus seiner Hand.“ (AGS 20.2; Seite 735)

Dienstag, 16. Mai 2006 um 10:15 am Themenbereich: Musik                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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