Horatiu Radulescu, Streichquartett Nr. 4
Soeben live auf WDR 3 Konzert vom 3. oder 4. Mai 2016 am Acht Brücken Festival in Köln mit dem Asasello Quartett.
Horatiu Radulescu, infinite to be cannot be infinite, infinite anti-be could be infinite, Streichquartett Nr. 4, op. 33.
Eine starke Musik, bei deren Hören ich zum ersten Mal das Gefühl habe, dass gegenüber der Liveaufführung unter den Kopfhörern etwas von ihrer Stärke verloren geht. Um das spielende Quartett herum werden in acht Lautsprechern, die es selbst und das Publikum umgeben, acht vorher aufgenommene Quartettpartien wiedergegeben, in mikrotonal unterschiedlichen Stimmungen. Wenn ich die Erläuterungen richtig verstanden habe, musste das Asasello Quartett insgesamt also neun Streichquartettpartituren einstudieren, um dieses eine Stück vor Publikum spielen zu können – Wagners Ring scheint dagegen wie ein Willisauer Ringli herumzuliegen. Der Eindruck dieser neun Streichquartette ist auch dann gewaltig, wenn man die einzelnen Klangereignisse nicht so identifizieren kann, wie sie im Werk intendiert sind, also sowohl in sich selbst etwas verschwommen sind wie auch leicht wolkig im Raum erscheinen. (Man muss sich wohl wie traditionell nur ein einziges komplettes Streichquartett vorstellen mit acht Zusätzen in Fragmenten, die heutzutage gewöhnlicherweise mit Liveelektronik hergestellt werden.)
Obwohl dieser Komponist eine eigenwillige Ästhetik zu vertreten scheint, gibt es keine Texte von ihm, weder in den Bibliotheken noch als Buchware. Man sollte sich speditiver um das musikalische und diskursive Werk von Horatiu Radulescu kümmern.
Donnerstag, 12. Mai 2016 um 8:37 pm Themenbereich: Musik RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.