Unsuk Chin 2

Soeben live auf Radio France concert enregistré le 10 octobre 2015 à la Maison de la Radio dans le cadre du Festival d’Automne avec Nieuw Ensemble Amsterdam, Ed Spanjaard, direction.

– Unsuk Chin, Cosmigimmicks – pantomime musicale pour ensemble (composition 2011-2012).

– Unsuk Chin, Akrostichon-Wortspiel – sept scènes de conte de fées, pour soprano et ensemble (composition 1991), Yeree Suh, soprano.

– Jeongkyu Park, INTO… pour sheng et ensemble (composition 2015), Wu Wei : sheng (orgue à bouche).

– Unsuk Chin, Gougalon, scènes de Théâtre de rue, pour ensemble (composition 2009-2011).

Wieder drei Stücke von Unsuk Chin, die mir sehr gut gefallen (auch das von Park hat eine ähnliche materielle Ästhetik, bei ihm zentriert um liebliche Rockmuster herum). Wenn ich beim Prozess des Hörens von Unsuk Chin zu einer Kritik ansetze, verändert sich die Musik, und die Komponistin zeigt sich einsichtig. Die Künstlerin weiss, wie weit sie gehen kann und wie weit sie sich gehen lassen darf. Es zeigt sich bei Unsuk Chin ein starker, gänzlich neuartiger Typus von Subjektivität, eine souverän gemeisterte Subjektivität – alles andere als ein Es, das sich durch die banalen Autoritarismen des Überichs dirigieren liesse.

Sobald eine Musik gegensätzliche Tendenzen enthält, die ästhetisch oder materiell kompositorisch bewusst auf die Spitze getrieben werden, ist sie ernst – und diskutabel.

Gestern im Frühabend bei kompletter Übermüdung während einer Pause der Bildbearbeitung von goldenen Eringerbildern ein Violakonzert gehört, völlig fasziniert und am Schluss ebenso radikal überrascht, dass es vom geschmähten Schnittke stammt. Plötzlich in ihm der Gedanke, der wohl auf die Übermüdung zurückzuführen ist: ich liebe diese Musik mehr als Berg, dessen Engel in ihr ständig anklingt. Genau die erwähnten gegensätzlichen Tendenzen hörte ich, jede für sich an wildfremden Orten plazierbar und im Gesamten so wunderbar neu, dass sich nie die Frage stellte, von wo das Einzelne wirklich herkommt.

Zur Musik von Unsuk Chin habe ich einen unmittelbaren Zugang, zu derjenigen von Schnittke einen vermittelten. An irgendeinem Punkt scheinen sie vergleichbar zu werden.

Montag, 2. November 2015 um 9:27 pm Themenbereich: Musik                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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