„Finanzkrise“

Der brave Bürger und die brave Bürgerin fragen sich in letzter Zeit jeden Tag, warum von uns nur so wenige etwas zu sagen haben gegen die erlittenen Schocks durch die Taten unserer Bankenräuber. Aus der Warte der Gletschersoziologie lässt sich immerhin vorbringen, dass der Grund des Schweigens ihrer Subjekte weniger theoretisch als konstitutionell wäre: Die Welt als Wallis und Eisenbahnwagen hat keinen Platz für Shopin‘ Hours; man hat gar nie dazugehört. Schiebt man an den Kulissen, Bildern, Meinungen und möglichen Thesen, bleibt, bis ins letzte Buchhalterstübchen der Schweine, nichts als – der Wille zur Macht. Diskursiv kann dem nur unter Anrufung des Pfadfinderworts des Alten begegnet werden: nicht wegen dieser Tatsachen und gegen sie, sondern trotzdem. Doch hierfür muss man vom Kinderglauben der Demokratie abrücken, als sässe in der Schweiz die Macht im Bundeshaus und die Bankers würden sonstwie werkeln.

Kurz nach den multiplen Eklats, noch bevor die Europäer und die Schweizer aktiv wurden, gab es einen Schub der Hoffnung, in der Annahme, die Krise sei nicht national und also nicht mit nationalen Volksvermögen zu bewältigen, sondern auf einer der Ebenen der UNO; zu hoffen wäre gewesen, dass in diesem Prozedere, das alle betrifft, die am Weltgeschehen beteiligt sind, sämtliche Handels- und Marktregeln zur Kritik kommen würden, auch die haarsträubenden, die es den Produzenten auf dem afrikanischen Kontinent verunmöglichen, Überproduktion zu leisten, um die Ergebnisse in der Nachbarregion zu verkaufen – denn die subventionierten billigeren aus dem Norden sind immer schon vorher da. Doch die euroamerikanischen Regierungen, die jahrzehntelang von ihren Bankern lächerlich gemacht worden sind, sehen nur in solchem Vernünftiges, das die unter Schock auch im politischen Allgemeinen jetzt erkannten Mängel des Systems korrigiert – die weitergehenden Überlegungen werden a priori als irrational diskreditiert, als regressives Gebrüll aus dem Sumpf des Ressentiment. Soll man die ewige Wiederkunft des Gleichen bejahen? Nein. Wenn die Behauptung Lüge war, es gäbe Prozesse in der Finanzökonomie, die nur von Spezialisten, die den Banken vorstehen, theoretisch durchschaut und praktisch beeinflusst werden können, sollen diese Posten als Funktion der politischen Administration und also ohne zusätzliche private Gewinnmöglichkeiten geregelt werden, nicht privatwirtschaftlich. Die anderen Bankenprozesse brauchen dann nicht in demselben politischen Akt gestaltet zu werden.

Donnerstag, 27. November 2008 um 5:46 pm Themenbereich: Theorie                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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