Sonnenfinsternis in der Oper

Soeben live auf France Musique Opéra enregistré au Théâtre des Champs-Elysées (Paris) le 7 mars 2015: Solaris.

Dai Fujikura (né en 1977), Solaris, Opéra en quatre actes (2015), livret de Saburo Teshigawara, d’après le roman de Stanislas Lem (création mondiale). Sarah Tynan, soprano (Hari), Leigh Melrose, baryton (Kris Kelvin), Tom Randle, ténor (Snaut), Callum Thorpe, baryton-basse (Gibarian), Marcus Farnsworth, baryton (Kelvin, hors scène), Gilbert Nouno, réalisation, informatique musicale Ircam, Ensemble Intercontemporain, Erik Nielsen, direction.

Was soll man mit einer Uraufführung machen, deren Teile man im knapp 90 minütigen Verlauf immer nur als schon bekannte erfährt? Ein radikal überflüssiges, ärgerliches Stück Musik. Ebenso jämmerlich das Pariser Publikum, das am Abend der Uraufführung keinen einzigen Buuhrufer aufzubieten vermochte; wie viel Einerlei in der Musik, so viel auch in der folgsamen Meute.

Zusatz: Abstrahiert man von der Musik, kann man die Gelegenheit nutzen, sich an Lems Solaris vor dreissig bis vierzig Jahren zu erinnern, sei es mit oder ohne den dazwischen geschaffenen Adaptionen in der Film- und Hörspielindustrie. Damals war Solaris nur eine von vielen Varianten, pantheistische Erzählmomente in den Weltraum zu exterritorialisieren, beileibe nicht die beeindruckendste. Angesichts der Fragen von Big Data steht die Geschichte heute aber ganz anders da, und sie dünkt mich nun eine der vorzüglichsten dieses Autors, weil die konkrete Phantasie darin mitnichten mehr als ein bloss unterhaltendes Spielfeld abgetrennt von aller Theorie erscheint. – Aus dieser Perspektive ist es umso schlimmer, wenn der avancierte diskursive Gehalt in einen erdrückenden Pelz voller musikalischer Motten gepackt wird.

Montag, 11. Mai 2015 um 8:43 pm Themenbereich: Musik                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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