Leoš Janácek, Modest Mussorgski
Gestern Abend zwei Opern: live auf Bayern 4 vom 21. Juni 2014 in der Wiener Staatsoper Leoš Janácek, Das schlaue Füchslein, Chor und Orchester der Wiener Staatsoper, Leitung Franz Welser-Möst (Beginn 19 Uhr, nur kurzer Applaus zwischen den Akten, keine Pause), dann live auf Espace 2 vom 15 novembre 2014 à la Staatsoper de Vienne Modeste Moussorgsky, La Khovantchina, les Chœurs et Orchestre de la Staatsoper de Vienne, Direction Semyon Bychkov (Beginn 20 Uhr, nur die erste halbe Stunde fehlte – dieselbe Aufnahme hörte ich schon einmal 2014 am Radio).
Einmal mehr empfand ich Das schlaue Füchslein am Rand des Kitsches, vielleicht wegen der starken Kinderpräsenz. Früher schätzte ich dieses Werk höher ein, für eine ziemlich lange Zeit. – Umso besser gefällt mir heute Mussorgskis Chowanschtschina. Trotz des autoritären Herumbrüllens der Protagonisten erlaubt das Werk, den Bewusstseinsstrom langsam in die eigentümlich faschistoiden russischen Gewaltverhältnisse hinabgleiten zu lassen und ihm darin viel Raum zu geben. Mich dünkt, Mussorgsky hätte immer eindeutig und klar dagegen Stellung bezogen und seine Werke so konzipiert, dass die beklagten Verhältnisse einem zu denken geben sollten. Was aber ist es, das die heutigen russischen Künstlerinnen und Intellektuellen dazu verleitet, ihre Verhältnisse zu verklären, sowohl die gesellschaftlichen wie die politischen und ökonomischen? Nur ein Häufchen verlorener Einzelner wie die Pussy Riots wagt es, das Erbe Mussorgkis zu verteidigen.
Sonntag, 8. Februar 2015 um 6:27 am Themenbereich: Musik RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.