Alpumzug

Seit dem ersten Treffen für die Gutachten im Auftrag der Invalidenversicherung haben die Alpträume wieder eingesetzt, nicht in der Anhäufung und in der brutalen Suitenform der Jahre 1979-1986, aber doch das Ende einer gut zwanzigjährigen Ruhephase deutlich markierend. Ich warte auf das Postauto, das mich mit viel Gepäck, so umfangreich wie eine ganze Wohnungseinrichtung ohne Bücher, Bilder und Musikalien, nach Zürich bringen soll. Ein mittelgrosser Lieferwagen fährt heran, und erst als er schon vorbeigefahren ist, merke ich am grossen Hinterfenster, dass dieses das Postauto gewesen sein muss. Ich stehe mitten auf die Strasse und winke es zurück – es wendet tatsächlich, und alles geschieht, was geschehen sollte, das Mobiliar wird eingeladen. Dann aber ist der Bus voll, und man sagt, das Mobiliar würde vorerst allein transportiert, ich selbst würde später abgeholt. Ich schaue zu, wie das Auto, grau in grau, abfährt, aber schon bald von der Landstrasse in einen Feldweg abbiegt, nach rechts auf ein grösseres Haus zu auf einem Hügel. Ich werde nicht recht schlau und sehe alsbald das richtige Postauto heranfahren, gleiche Grösse wie das andere, knapp 20-plätzig, aber in gelber Postautofarbe. Am Steuer ist eine sehr schöne Chauffeurin, die einverstanden ist, den Kurs über den Feldweg zu fahren. Kaum eingespurt, sehen wir die Barrikaden, immer eine von rechts bis über die Mitte der Spur, dann zwei Meter weiter eine von links – eine weite Strecke, die kein Auto durchzufahren vermag, die sich aber zu Fuss hinter sich bringen lässt. Ich weiss nicht, ob ich die Frau gebeten hatte, mitzukommen, jedenfalls steigen wir beide aus und machen uns auf den Weg. Sofort beginnt eine brutale Schlacht, geführt von den Leuten, die mein Mobiliar vor kurzem abtransportiert hatten. Ich wehre mich mit einem Zackenrädchen, wie ich es als Kleinkind bei der Nähmaschine liegen sah und das dazu diente, Strickmustern nachzufahren, mit einem Durchmesser von 2cm, montiert an ein Stäbchen von 10cm Länge. Wozu es wirklich benutzt wurde, konnte ich nie beobachten, aber jetzt drücke ich es einem Angreifer in die Ferse, da ich wohl in der Gemengelage und zwischen den Barrikaden schon bald zu Boden ging. Es fliesst Blut überall. – Was immer im Traum steckt, er ist auch eine Warnung dagegen, heute das Pensionskassengeld aufzulösen. Solange ich mit einer 100% Invalidenrente lebe, kann ich es auflösen, nach dem Entscheid in einem Monat wird das nicht mehr möglich sein. Nur so lässt sich vermeiden, von der Invalidenrente zur Fürsorge abgetrieben und aus der Wohnung, die dann 50 Franken zu teuer wäre, herausgetrieben zu werden. Das Geld wird für ein Jahr lang reichen. Vielleicht findet sich in dieser Zeit ein Einkommen, vielleicht wird die Krankheit, die unaufhörlich an die Türe klopft, dann die Biographie zu Ende schreiben.

Mittwoch, 29. August 2007 um 7:51 am Themenbereich: Traum                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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