Sizilianisches Erbe

Dieweil die Eltern die Emmener Alphütte beleben, klauben wir alternden Kinder die Fundsachen für uns aus ihrem Mobiliar. Während Jahren bewunderte ich die zwei Stücke, die schon in Grossmutters Siderser Wohnung die Phantasien reizten. Von ihr selbst stammen sie her, aus ihren ersten Monaten in Palermo. Ich beäugte die Wunschlisten der anderen Erben genau auf diese Stücke hin; da sie nirgends notiert standen, packte ich sie heute je einzeln dreimal in Gefrierbeutel, zweimal in Stofftaschen und viele Male in weiche Kissen, mitten in den Rucksack. Keine Partie der Wunderdinger hat Schaden genommen…

Zusatz 19. Juni 2015, erste Beute aus uralten Fotobänden:

Grossmutter mit ihren Eltern und der älteren Schwester Anita, der späteren Apothekerin in Leuk und im Leukerbad.

Grossmutter mit Urgrossmutter und Grosstante.

Grossmutter vornehm behütet. Von da kommt also die Noblesse her, die ich als Feriengast herausspürte, wenn sie in schlechter Stimmung über den Stallbauer meckerte. Als Trachtenweib rettete sie die Kultur des Wallis, dieweil ihr Mann nur den Walliser Kulturboden am Leben zu erhalten trachtete – was ihm für wie kurze Zeit auch immer gelungen war.

Grossmutter als Postkartensujet von Evolène.

Die sizilianische Walliserin in der Mitte.

Postkarte von Sion auf der Route de Savièse – mit der Tracht von Evolène (Grossmutter links).

Grossmutter, zwei von ihr gewünschte Töchter, ihre zwei wirklichen Töchter Ruth und Vreneli: sie waren sauer, weil sie für die grossen Herren feinen Fendant haben einschenken müssen.

Zusatz 28. Juni 2015: erst jetzt sehe ich, dass die zwei Töchter gar keine Evolèner, sondern Savièser Hüte aufgesetzt haben.

Samstag, 23. Mai 2015 um 4:13 pm Themenbereich: Vermischtes                 RSS 2.0 Both comments and pings are currently closed.

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