Bilder zum Kapitel Die heiligen Wasser
Sagenhaftes Chännilwasser im Bietschtal
mit handfesten SpurenVersion groß Nasulöcher
Dieselbe Wand vom Trosibodu/Bitzitorru.
Die Nasulöcher, bei denen die zwei Leitungen
des Chännilwassers vorbeizogen, befinden
sich in der Mitte der 1000 Meter hohen Wand.
Schalpi bei Bodma Nähe Mund.
Solche Konstruktionen wie am Schalpi, das von Mund oder Finnu her leicht in Augenschein zu nehmen ist – und selbstredend immer noch seinen Zweck, die Wiesen zu bewässern, erfüllen muß – hat man sich in der Wand des Bietschtals vorzustellen, erstellt vor mehr als 650 Jahren.
Die ökomuseale Stelle Meerheji auf der Gorperi
im Baltschiedertal (rechts befindet sich
für BesucherInnen ein bequemer Tunnel).
Die Gorperi aus dem Baltschiedertal bis zum Weiler Gorb bei Eggerberg ist in schneefreien Märzen und Oktobern, wenn kein Wasser fließt, auch mit Kindern begehbar, da die alten gefährlichen Stellen, auch das Meerheji, mittels kleinen Tunnels entschärft wurden. Meerheji war die Stelle, wo die ausgedienten Mären, die Rösser, zu Tode gestürzt wurden.
Auf der andern Talseite ist nur die Undra leicht begehbar, aber dies auch wenn Wasser fließt.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Baltschiedertals
für Ausserberg die Leitungen
Undra (leicht begehbar), Mittla (eingefallen)
und Niwärch (sehr gefährlich).
Auf dem Niwärch hoch über der Schlucht, oben rechts Eril
Da es bekannt ist, daß das Niwärch 1381 in Betrieb war, weil in diesem Jahr die Wasserrechte durch einen notariellen Akt festgelegt wurden, von einem Kleriker aus der Diözese München (SAC 1981, 37), müssen die beiden unteren Suonen aus dem Baltschiedertal nach Ausserberg älter sein. Das Niwärch wird vom Alpenclub als ökomuseales Stück weiter unterhalten. Daß es für gewöhnliche Wanderer nicht begehbar ist, beweisen scheue Blicke auf es sowohl im hintersten Teil des Tales, den man über die Undra erreicht, wie im vordersten, wo die Suon nach Ausserberg abbiegt, in der Nähe des Tunnelausgangs.
Vor langer Zeit mußten sich die Schafbesitzer am Südhang des Bietschhorn über häufigen Diebstahl beklagen. Ein besonders gerissener Schafdieb, der viel große Beute machte und nie erwischt worden war, hatte wegen seines schlechten Lebens im Grab keine Ruhe finden können und irrte allezeit im Tal umher. Oft hörte man den Geist dieses Räubers, wie er in stürmischen Nächten von der Höhe, wo die Suonen ins Tal einbiegen, mit jämmerlicher Stimme hinunterschrie: „Hoh, leck, leck! Sä, sä!“ Er hieß darum der Hohleckbozen.
Nach dem Bau der Undra:
Hollywood-Gogwärgeni Negar
Als vor weit über 600 Jahren die Gogwärgeni für die Menschen die ersten Heiligen Wasser bauten, sangen sie: „Sunneschin, ja Sunneschin, macht die rüche Wasser fin.“ Das Gletscherwasser soll nicht kalt über die Matten fliessen, aber trüb und voll Gletschersand darf es ruhig sein: „Triebi Wasser, goldige Win! Grabt Gräbu und lassend‘s sin!“
Bisse de Savièse (eingefallen)
Der Bisse von Savièse, Le Torrent Neuf, liefert endlich ein Indizienbeweisstück dafür, daß die alte Walliser Kultur keineswegs so autoritär strukturiert war, wie das Bild der Wasserleiten einen schlecht phantasieren läßt. Denn dieser Bau war nicht im anonymen Gemeinwerk erstellt worden, das den einzelnen zur Mitarbeit nötigt, sondern wurde, sozusagen, einem Team von spezialisierten Fremdarbeitern anvertraut, die über die ganze lange Zeit der Konstruktion durch die Form der Lohnarbeit von der gewöhnlichen Bauernarbeit freigestellt waren. Die Dokumente, die in Roten DuMoulin 1990, in Meriétan 1948 und in den Actes 1996 (Kaiser, der über die Namen stolpert und wiederum Roten DuMoulin) zur Sprache kommen, zeigen, daß 1430 die Gemeinden von Savièse und Sitten mit Arnold von Leukron, d. i. Leiggern, einen Vertrag über den Bau erstellten. Sein Vater (oder Großvater?), Peter Jakobus, war berühmt als der Konstrukteur des Niwärchs aus dem Baltschiedertal nach Ausserberg, 1381. Da im Jahr 1444 gemäß einer Urkunde der alte Bisse von Savièse, der viel zu wenig Wasser führte, aufgegeben wurde, weiß man von der Möglichkeit, daß der Bau des Torrent Neuf um die 14 Jahre gedauert haben muß.
Steht man als Tourist auf der anderen Talseite und beginnt langsam seinen Augen zu trauen, vielleicht weil die freundlichen Einheimischen mit feinem Pinot Noir nachgeholfen haben, werden die letzten Zweifel ausgeräumt: einer Gesellschaft, die solche Konstruktionen auf die Beine stellt und während 500 Jahren in Schuß zu halten vermag, ist auch ein Bau im wilden Bietschtal ohne Argwohn abzunehmen.
Bisse de Roh für Montana (begehbar)
Oben Bella Lui - Schöne Fluh
Der Bisse de Roh von Montana: Im Gegensatz zum Bisse de Savièse soll derjenige von Montana seit einigen Jahren wieder ohne Probleme begehbar sein, weil er mit neuen Materialien abgesichert worden ist. Schwierig scheint weniger der Gang im schwindligen Gelände als das Auffinden der Leitung selbst von Montana her, da einem die Wegweiser nur allzu leicht zum Pas de l‘Ours verführen, dem nicht ganz so heiklen Pendant zum Bärenfad im Bietschtal.
Der Bisse de Lens zieht sich weit unter dem Bisse de Montana den Felsen entlang durch die Schlucht. Er ist bereits in diesem Abschnitt für seine Gefährlichkeit berühmt, noch mehr aber wegen der weit herum sichtbaren Exponiertheit im Abschnitt unterhalb des Dorfes um den Châtelard herum.
Wyssa im Gredetschtal für Mund
„D Wyssa ischt as leids Plagg gsi. Vor dera hewwer Angscht kä; da hewwer allerhand erläbt.“ Wie bei der Gorperi gibt es heute viele kleine Tunnels, gebaut 1929–1932. Und wie beim Niwärch aus dem Baltschiedertal gibt es als eigentlichen Wasser- und Wanderweg seit 1996 einen großen Tunnel ins Gredetschtal, der die Wyssa selbst zum ökomusealen Schmuckstück verniedlicht, das ungewohnten Innerschweizern allerdings schon mal Angst und Bange machen kann.