Ueli Raz
Gesellschaftliche Vernunft |
Begriffssprache |
Werbesprache |
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Vorrang |
Der |
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Kulturindustrieller Zerfall |
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Voraussetzungen: 1. Die These vom Vorrang des Objekts lässt sich nur dann zum Thema machen, wenn dem Objekt etwas vorangestellt wird, eine leere Decke der Textur oder des Gewebes, die sich so verhält wie es in den Büchern der Geologie zu verfolgen ist, in verschiedenen Grössen, verschieden brüchig, verschieden transformier- und transportierbar. Nach einer Tumorresektion 2002 erlebte ich den Medikamentencocktail durchwegs als Alptraum, in den ich rapid, zunächst schon nach nur 10 Sekunden Wachzeit und erst allmählich nach leicht längerer verfiel und wo sich das wiederholte, was ich in den letzten Sekunden dachte und sich in derselben Positivität noch einmal verlängerte und fruchtbar fortsetzte, um dann aber unerbittlich dahinein abzuzweigen, wo das Traumpersonal die grotesken Formen wie einstens bei Hieronymus Bosch annahm. Um unter der Droge nicht weiter zu leiden, sondern umgekehrt sie aktiv zu nutzen, bereitete ich mich für den neuen Eingriff vom Januar 2013 so vor, dass ich mir das Thema "Vorrang des Objekts" stellte und viel daraufhin trainierte, in jeder Wachzeit Momente des Themas diskursiv vorzuformulieren, damit sie der Traum wiederhole und in derselben Länge weiterspinne, um erst dann seine eigenen, dramatischen Wege zu gehen. Doch es kam diesmal anders: die Wachzeiten waren von Anfang an sehr lang, und im Schlaf ereignete sich kaum je ein Alptraum. Umgekehrt drängte hinter dem Wachbewusstsein während den ersten vier Tagen im Spital ständig eine Halluzination hervor, die ich nach Kraft oder Laune unterstützen oder abwehren konnte. Nie jemals gab es hier Personen zu erleben, ja nicht einmal regelrechte Gegenstände! Ich driftete in einer Gegend, von deren Gehalten oder Objekten ich nur untiefes Wasser, eine Art Lehmböden und das Innere von riesigen, sich über mir wölbenden Schiffsbäuchen in derselben Farbe wie die Böden unterscheiden konnte. Ein paar Male spielte eine Art gedrängte Zeit eine Rolle, als ob ich durch diese riesige Nichtlandschaft reisen würde, in der sie peu à peu so etwas wie eine Erdkruste mit Vegetation preisgeben würde; in solchen Momenten herrschte ein Sturmwind wie in Hollywoodfilmen. 2. Die These findet nur dort ihre AdressatInnen, wo der Wille zur Veränderung Selbstverständlichkeit geworden ist. 3. Die dritte Voraussetzung postuliert einen epistemologischen Bruch, der auf die Illusion verzichtet, alle Momente wissenschaftlicher Zusammenhänge liessen sich der Bevölkerung des Alltags deutlich machen. Auch wenn die Diskriminierung nicht so dünkelhaft sein muss, dass ein grosser Teil nie jemals Zugang zum Wissen erreichen könnte, kann es in der Regel nur selten ohne entscheidende Deformierung eine pädagogische Form annehmen, die seine Gehalte breit streuen liesse. |
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Vorrang des Objekts (Geschichte der Theorie) |
Das Nichtidentische |
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Dekonstruktion des |
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Analyse als immer schon in einem
vorgegebenen komplexen Ganzen |
Ding an sich als Problem |
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Sein |
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Zusatz: 1. Vorrang des Objekts ist eine der Devisen, aus denen das
Spätwerk Adornos Negative Dialektik zusammengefügt ist, der Versuch, die eigenen
Werke durch eine materialistische Dialektik abzusichern, als eine Korrektur
Hegels, die sich auf Kant notwendigerweise beziehen muss. Da Kant die
Wissenschaft in ihrem Gehalt äusserst klein, desto mehr als einheitliches System
und nicht im entferntesten wie heute als eine unübersichtliche Ansammlung von
Modellen versteht, muten uns seine systeminternen Probleme mit der Kausalität
und der Verortung dieser Kategorie im Subjekt oder doch im Objekt als irrelevant
an. |
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Wissenschaft |
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Gesellschaftliche Kontrolle |
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wuchernde Modelle | |||||
State of the Art |
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Industrie |
Zurückhaltung |
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Gesellschaftliche Kontrolle |
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Produktionsinterne Kontrolle |
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"State of the Art" |
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Profit |
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Finanzindustrie |
Mentalität der Banker |
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Realität der Banken |
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Allgemeines Gesellschaftsbewusstsein |
Kritik |
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Theoretische Diskurse |
Hobby |
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Politische Diskurse |
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Halbwissen | |||||
"Diskurse" der Religionen |
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Stereotypie |
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Werberundfunk und Müsterliradio |
Schweizer Radio SRF 2 wird während 24 Stunden täglich nicht müde, einem ins Gesicht zu grinsen mit der Meinung, hier hätte man es mit der grossen Kultur zu tun: das einzige, was man zu hören bekommt, ist Werbung. Niemals würden die grossen Werke der Musik so gesendet, wie sie die KomponistInnen geschaffen hatten, sei es im zeitlichen Umfang von zehn Minuten oder zwei Stunden. Tagein, tagaus bekommt man nur Ausschnitte aus den Werken vorgesetzt, mit der Aufforderung, nun die CD kaufen zu gehen, von der man doch das Müsterli in Wohlgesonnenheit für uns abgezweigt gehabt hätte. |
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Neblige Radionachrichten |
Im Schweizer Radio werden die langen Nachrichtensendungen so angesagt, dass möglichst viele Themen in eine einheitliche Reihe mit einer einzigen kalauernden Witzformulierung gebracht werden. In der Scheingemeinsamkeit, in der nichts vom derart Angekündigten mit dem Gehalt der kommenden, zu erwartenden Information korrespondiert, löst sich viel von der Kraft in der Hörkonzentration auf und man weiss trotz aller Anstrengung nach der Sendung schnell nichts mehr von dem, worüber zu informieren behauptet wurde. Umgekehrt wird jede Stunde das Radiohören zwecks neuester Informationen unterbrochen, eben weil man genau weiss, dass auch der aufmerksamste Hörer mittlerweile auf das Gedächtnisvermögen eines Alzheimerkranken herabgesunken sein müsste. |
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Realitätsverständnis |
Gesellschaft |
Anerkennung & Erfolg |
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Ich in der Existenz |
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Heimat |
Ich als Idee |
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Das Unerreichbare |
Unterhaltung |
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Kunst |
Kunstmarkt |
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Kunsthandwerk |
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Folklore |
Zusatz: Ist ein vernünftiges Verhältnis zur Kunst noch möglich - oder ist sie nicht doch nur ein purer Bestandteil der Ökonomie? Können Dinge noch ein Nachdenken auslösen, das nach dem noch Unerreichten trachtet, wenn sie in ihrem Innersten Werte auf sich ziehen, die zur Finanzindustrie gehören? Noch ein Titel wie "Kunst heute" würde ihr falsch huldigen. |
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Zwei Zerfallsbegriffe |
Logik des Zerfalls | |||||
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Gebilde in der Erscheinungsweise |
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Personenverhältnis |
Akzeptanz kultivieren Spontaneität leben Statuskonsistenz nicht überschreiten Selbstzurücknahme üben Aufmerksamkeit schenken Interesse zeigen und haben |
Anerkennung erzwingen Pose aufdrängen Prestige überbewerten Egozentrismus "kultivieren" Ignoranz leben durch Identifizierung abwehren |
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Gelungenes Gespräch |
Communication Breakdown |
zuhören antworten Gesagtes kommentieren Allgemeines und Besonderes differenzieren argumentieren Gehalte formulieren Wertungen explizit machen Allgemeines und Konkretes differenzieren zu Einwänden ermuntern Selbstkritik nutzen |
unterbrechen Perspektive und Thema wechseln ad personam reden apodiktisch und rechthaberisch reden Rechtfertigungen erzwingen Unterstellungen machen Selbstverständlichkeiten anrufen konkretistisch sich versteifen Stereotypien wiederholen Ignoranz gegenüber eigenen Statements |
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