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Georgina Born,
Rationalizing Culture.
IRCAM, Boulez, and the institutionalization of the musical Avant-Garde

Berkley – Los Angeles, London 1995

 

Dieses Buch ist ein Ereignis und sollte übersetzt werden. Die Autorin ist Musikerin in der Jazz-Szene, Cembalo (und Bass?) bei FIG &Co., sozusagen Dissidentin der zeitgenössischen Kunstmusik. Neben der Musikpraxis studierte sie Anthropologie. Das Buch ist eine großangelegte Feldforschung im IRCAM. Wegen ihrer Fähigkeiten hat sie guten Kontakt zu den Leuten gefunden, die ihr offen Auskunft gaben (schon so tönts als hätt mans mittm Gheimbund zu tun) – und mehr als nur das. Man gewinnt in der Tat Einblick ins Innerste und Heiligste des IRCAM. Und was gibt es da zu sehen? Lauter ComponistInnen, die die Computermusik bespotten, indem sie während ihrer etwas mühsamen Kreierung mit Kopfhörern der trivialsten Hitparadenmusik frönen. Es wird nicht ganz deutlich, ob die Autorin, die ja das Vertrauen von Boulez gewonnen hat (wie das wieder tönt...), denselben ablehnt. Die empirischen Enthüllungen stehen weitgehend theoretisch ungeschützt im Raum. Es muss ernsthaft beanstandet werden, dass Fragen, die provokativ gestellt werden, nicht im leisesten – oder dann eben reaktionär – mit theoretischen Erwägungen unterfüttert werden. Letztlich hat sich die Autorin, der man so viel anvertraut hat, feige aus dem IRCAM davon geschlichen.