Bern Bümpliz Indermühleweg, Niederbottigen, 7.-8. Juni 2014
(M-10 mit Zuiko 12 - 60 mm und Dreibein)
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Bern Niederbottigen Richtung Nord (17 mm = KB 34mm)
Live Composite 13 sec (F 5 ISO 200) während 2 Std. 20 Min.
Die Phänomene links unten und rechts Mitte sind keine UFOs und auch keine Sternschnuppen,
sondern Iridium-Flare (Iridium-Flackern) von Satelliten.
Bei Live Composite handelt es sich um keine kontinuierliche Belichtung (Bulb),
sondern um eine hier nach 13 sec unterbrochene und dann wieder neugestartete,
die bei jeder neuen Aktion nur die hellen Pixel hinzufügt.
Anfängerfehler: man muss eine kleinere Brennweite als KB 34mm
einsetzen, wenn
der Polarstern mit etwas Horizont eingefangen werden soll.
Der Polarstern steht in der Schweiz verblüffend hoch am Himmel
-
gefühlsmässig 70 Grad, in Wirklichkeit 47 Grad
(47° erscheinen tagsüber tiefer am Horizont als in der wirklichen Nacht) -
umgekehrt fühlt man nachts zu leicht, dass eine grosse Fläche am Himmel auf einem
gewöhnlichen Photobild abgedeckt würde.
Da man die Sterne im Sucher noch nicht sieht, muss man das Objektiv quasi blind
ausrichten
und merkt erst nach einer Viertelstunde, wie schlecht man geschätzt hat
(immerhin einen Kompass benutze ich als Hilfsmittel).
Ich war noch nach über einer Stunde Bildaufbau, als die Kreislinien halb so lang
waren wie hier sichtbar,
der Meinung, der Polarstern sei auch im Bild, wenn auch nur oben links ganz am
Rand.
Dass er nicht in der Mitte sein soll, war geplant, um zeigen zu können,
wie die Kreislinien sich aussen abflachen - aber eben, der Weitwinkel des
Objektivs muss sehr sehr gross sein.
Das Raumproblem der Weltraumphotographie ist identisch mit dem in den
holzfreien Ställen im Wallis:
der Polarstern wäre auf Ecurie du Crêt der Eingang mit dem Güllenbisse (= Suone
des Grauens) aus dem oberen Stall.
Mag der gemeine Untertan von den unendlichen Weiten des Alls schwafeln,
in denen der Herr gleich klein erscheint wie der Knecht -
mit der kostbaren Erfahrung der Walliser Ställe verspüre ich
eine gewisse Enge in diesem Raum.
An die Aktivitäten der schlaflosen Tiere muss man sich erst
noch gewöhnen:
einmal stank es plötzlich fürchterlich, als ein Wildschwein im hohen Rapsfeld
den Heimweg suchte,
ein anderes Mal sprang mir ein Hase ins Gesicht, als er aus dem Rucksack
hüpfte, wohinein er sich doch vor mir eben noch verkrochen hatte.
Nach drei Stunden (über 30 Minuten waren Wartezeit bis zum Dämmerungsende) war
alles nass, Photoapparat und Kleider -
und der Rucksack voll kleiner Schnecken, die an ihm klebten wie Muscheltiere am Wrack
auf Meeresgrund.
Möglicherweise ist ca. 40 Minuten nach Beginn einer der
unaufhörlich schreienden Käuze auf der Kamera abgesessen
oder der böse Wolf hat an einem Stativbein gerüttelt -
jedenfalls sehe ich auf keinem anderen Polarsternbild im Internet versetzte
Linien der scheinbar den Polaris umkreisenden Sterne.
Oder gehört es zur Sache der Natur, dass kurz vor Mitternacht ein Ruck durchs
Universum geht,
den nur eine ausgesprochen sensible, um nicht zu sagen wackelige Installation
zu registrieren imstande ist? Man muss weitersehen.
Bern Bümpliz
Niederbottigen
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