hab's so gemacht mit Google wie du gesagt hast, nur...
Was man für Post bekommt, zuweilen:
Das hier konnte ich aus der Meldung retten:
Angelo Clematide
Producer, Composer, Arranger, Engineer...
Bruce Swedien Enterprises - Miami Music Box
Florida and Switzerland
CH: (011 - 41) 31 352 05 88
Aber wie antworten, wenn die Frage nur dreimal um sich selbst gedreht erscheint?
ur am 28. 3. 2006 um 08.39 Uhr [link]
Fahriges Glück
Der Fahrschullehrer der Strasse, hat er mal eine für die Nacht, verliert er noch morgens um halb Sieben den Kopf und riskiert mit ihm auch den Kragen aller andern.
Ob der ganze Strassenverkehr von diesem Narrenglück im toten Winkel abhängt?
ur am 28. 3. 2006 um 06.58 Uhr [link]
Sinn für Geschichte in der Zürcher Oper
Lehren gezogen aus den Opernhauskrawallen Anfang achtziger Jahre: Arbeitslose mögen sich bitte von der Gesellschaftsbühne fernhalten.
Wie sagte der amtliche Verteiler des Schweizer Schweigegeldes in den Neunzigern: Ein normaler Mensch an Ihrer Stelle (sie gebrauchen ihn viel, den Begriff der Stelle) hätte sich längst vom ganzen Leben abgemeldet.
lala am 26. 3. 2006 um 11.42 Uhr [link]
Pelléas et Mélisande
Mit Pelléas et Mélisande wurde ich erst nach dem Gesamtwerk von Claude Debussy bekannt, Anfang der neunziger Jahre, als noch Geld da war und dieses eher jugendliche Chef d'Oeuvre 100 Jahre alt zu werden begann (UA von Maetrlincks Theaterstück 1893, Debussy's Oper 1902). Das waren die drei CDs mit Pierre Boulez, London (Studio) 1970. Das Werk blieb versperrt und unzugänglich, weil es als zu prosaisch und konturenlos weit hinter den andern zurückzustehen schien. 2005 machte die DVD mit Peter Stein (Regie) und Pierre Boulez (Dir.) aus Cardiff 1992 den direkten Anschluss an die doppelte Rezeption von Wagners Ring des Nibelungen (einmal Boulez, dann Zagrosek). War das zum Erstaunen schauderhaft! Statt ein Absetzen von Wagner vernahm ich nur Wagner, reinsten Wagner contre coeur, und der Kitsch der Waliser Inszenierung liess mir Sehen und Hören vergehen. Kein Must war's, nur reiner Mist! - In den letzten Tagen war auch die DVD mit Pierre Strosser (Regie) und John Eliot Gardiner (Dir.) aus Lyon 1987 ausleihbar. Eine neue Welt tut sich auf, vergessen die Rancune nun gegen das grosse Werk einstens. Man muss dieser Oper begegnen wie einem Text im Alltag, und die Strosser-Inszenierung hilft einem dabei nicht unwesentlich. Ganz im Gegensatz zur späteren aus Wales wird auf jeden Realismus verzichtet, so dass alle Gegebenheiten wie ein Wald, ein Schloss, ein Turmfenster, ein Teich, eine Grotte, eine Schafherde von den Zuschauenden selbst halluziniert werden müssen. Langweiliger könnte man es nicht machen - und gerade diese Art des Zeigens gibt dem musikalischen Werk seine ihm eigene Dichte zurück. Man liest nun in einem mehr oder weniger zügigen Strom mit der reduzierten, aber angespannten Erwartung, dass es nur einzelne Sätze, Passagen oder Momente sind, wo das Werk seine Zündungen loslässt. Auf einmal wirkt musikalisch jede winzige Abschattierung wie ein eigenes Feuerwerk, und man freut sich ob der supplementär aufgestockten Länge: sogar der letzte Akt, der einem äusserlich wie eine Sterbestation eines nicht mehr ganz modernen Spitals erscheinen mag, fesselt, weil er mit viel musikalischem Leben gesättigt scheint. Am anderen Tag nochmals die alte CD-Version von Boulez hervorgeholt: tatsächlich, man braucht überhaupt keine Inszenierung, wenn nur einem die gesungenen Texte nicht ganz vom Geschehen her fremd sind und man an ihnen selbst die Phantasien ziehen lassen kann.
Nach der Lektüre der Texte von Boulez über Debussy wieder Jeux gehört, die erste Musik, die ich als Pubertierender in Luzern in Szene gesetzt schauen durfte. Ah, wie sind da die Kräfte entfesselt, und wie ist das avanciert komponiert! Die grosse Zeit, die zu geniessen man in Pelléas et Mélisande erst lernen muss, ist hier auf 17 Minuten zusammengepresst; ungeheuerlich schier, was da alles passiert und wie die Post abgeht.
Auch Schönberg komponierte Pelléas und Mélisande, als Symphonische Dichtung für Orchester, Opus 5, mit der Uraufführung 1905. Diese Musik hört man weniger als Text denn als fast schon durchgängige thematische Arbeit mit thematischem Material im Überfluss, schön schroff in der Konturierung und mit präzisen Belichtungen in der ungestümen Subjektivität. Kein aufgesetzter Realismus wie vom Fuss der Cambrian Mountains macht sich da lächerlich; hier ist er wahrhaftig wie mitten aus dem Wallis. In jedem der vielen Formübergänge spürt man, wie diese Musik nicht ihre Herkunft von Wagner zu vertuschen braucht, weil sie in desto beeindruckenderer Weise klarzustellen vermag, wie sie von ihm wegkommen wird.
Noch am selben Abend zum wiederholten Mal Alban Bergs Wozzeck mit Adolf Dresen (Regie) und Claudio Abbado (Dir.) aus Wien 1987. Die Musik hat in den verflossenen Zeiten einen Reichtum angehäuft, dass man sich nicht zu verwundern braucht, wenn einer sagt, er könnte sich ein Leben lang mit ihr beschäftigen. Erstaunlich aber auch hier, wie Adornos Charakterisierungen ins Zentrum stossen: Eine humanistischere Musik lässt sich nicht träumen. Beide Ästhetiken haben gegenüber dem Lauf der Geschichte gleichwie versagt, die realistisch-aufklärerische von Berg und die gesellschaftlich abstinente von Debussy; auf beide greift man mit ungehemmter Spontaneität zurück, wenn man in der stickigen Kinderzimmerluft der aktuellsten Musik von derjenigen aus der Zukunft erzählen will.
ur am 24. 3. 2006 um 16.00 Uhr [link]
Reproduktion des Autoritären
Fast alles, worunter die Menschen leiden, lässt sich unter einem einzigen Titel zusammenfassen, den Effekten der Reproduktion des Autoritären, also der Gewalt, der Einschüchterung sowie den statischen und wechselhaften Machtkonstellationen. Aus der Theorie von Jürgen Habermas, die seit den sechziger Jahren im kommunikativen Austausch auch mit entlegenen Disziplinen so detailreich wie umfassend die philosophische Vernunft durchforstet, sind sie exstirpiert. Diese Vernunft erscheint einem in der weitläufigen und anstrengenden Lektüre zuweilen wie kahlgeschlagen, als ob Schutz und Fürsorge ihrem Wesen nicht entsprechen würden. Die Philosophie von Habermas ist in solchen Momenten gleichwie besonders um Rationalismus und Realismus bemüht und besonders kenntnisreich. Zum Neulesen und Nachdenken überlassen die in Lehren ausgejäteten Diskussionsgebilde aber nur noch wenig.
ur am 23. 3. 2006 um 17.03 Uhr [link]
Weiterhin Wechselhaftes WestWindWetter
Winterfrühling 2006 immer schon und weiterhin.
lala am 21. 3. 2006 um 12.32 Uhr [link]
Ontologische Melancholie
Die Konservativen scheinen im Recht, wenn sie das faschistische Fernsehen und die Kulturindustrie insgesamt in den Himmel loben, weil Aufklärung und Kunst da, wo sie im Ernst auftreten und im Ernst etwas zu sagen haben, die Bevölkerung überfordern. Nicht dass man je eine Sekunde lang diese dreiste Behauptung der Überforderung der Menschheit im Geiste in Erwägung ziehen sollte - geistige Reproduktionen gehen in allen Kulturen langsam vonstatten. Aber die entscheidenden Gebilde als die grossen Werke der Geschichte fristen eine Existenz in der Tat jenseits des Fruchtlandes wirkender Geschichtspraxis. Wie mancher Komponist musste nicht und muss heute noch über so manches Werk trauern, weil es nur die Uraufführung erlebte und von da an verstummte oder auch wieder verstummte, und wie vielen Malerinnen wurden und werden nicht ihre Werke noch aus dem Atelier entwendet und hinter dem Rücken in die Villen der im Luxus Verdummten verschachert und in die strahlenden Verliesse der Banken weggeschlossen? Die Werke der Philosophen scheinen solchen mörderischen Zugriffen entzogen, indem immer irgendwo in irgendeiner Bibliothek auf ein Exemplar zuzugreifen ist. Trotzdem haben sie mit den Schlüsselwerken der anderen Sparten gemein, dass sie ihre wahrhaftige Existenz erst da haben, wo sie verfälscht werden, in der Erinnerung und in ihren Effekten, die sich wesentlich dagegen sträuben, sich bis ins Letzte rekonstruieren zu lassen. Das aber ist die Art, wie der Geist lebt. Man mag über die eigentliche Existenz der Werke in Melancholie verfallen - ihr reales Wirken hängt nicht an den dünnen Fäden ihrer Ontologie sondern spinnt sich ihre eigenen.
ur am 21. 3. 2006 um 08.14 Uhr [link]
Disconight
It's Disco Night tonight - Maunzi hat ein uraltes Dokument der Löschband gefunden!
Bangladesh
Bangladesh erinnert man gewöhnlicherweise in einem anderen Zusammenhang als in dem, dass seine EinwohnerInnen sich fürs Wallis interessieren würden. An die Japanerinnen, Chinesen, Araber, Brasilianerinnen und Amis haben wir uns hingegen schon längst gewöhnt, aus der Mitte Afrikas zeigten sich auch schon einzelne Wundernasen.
ur am 12. 3. 2006 um 11.31 Uhr [link]
Zubin Mehta: Tristan und Isolde
Will man sich mit dem morbiden Todestrieb auseinandersetzen, wie es heute von Tag zu Tag dringlicher erscheint, weil die herrschende Gewalt und die herrschende politische Apathie durch ihn hindurchgegangen sind, gerät die Version des Wagnerschen Tristan mit Zubin Mehtan zu einer denkbar ungünstigen. Nicht weil sie schlecht wäre - im Gegenteil! Durch den Verzicht auf schwarze Töne in der Inszenierung (Konwitschny) und das Gelingen eines ungeschliffenen, sehr präzisen Instrumentalspiels erscheinen wie plötzlich die Konstruktionsmittel ungeschützt. Nicht mehr ätzend wie üblich ist man dem Sog des Geschehen ausgesetzt sondern verfolgt die Konstruktionsmomente, also die kleinen Formen in ihren Abläufen als reines Musikgeschehen. Da ist keine Sauce mehr eines aufdringlichen Mythos, gegen die man sich wehren müsste. Das Alte an Wagner hat man in der Grümpelkammer gelassen, so dass sich das Musikalische nun bis in letzte Verästelungen hinaus konzentriert und unabgelenkt studieren lässt.
ur am 5. 3. 2006 um 10.36 Uhr [link]