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ur am 5. Maerz 2006 um 10.36 Uhr: Zubin Mehta: Tristan und Isolde
Will man sich mit dem morbiden Todestrieb auseinandersetzen, wie es heute von Tag zu Tag dringlicher erscheint, weil die herrschende Gewalt und die herrschende politische Apathie durch ihn hindurchgegangen sind, gerät die Version des Wagnerschen Tristan mit Zubin Mehtan zu einer denkbar ungünstigen. Nicht weil sie schlecht wäre - im Gegenteil! Durch den Verzicht auf schwarze Töne in der Inszenierung (Konwitschny) und das Gelingen eines ungeschliffenen, sehr präzisen Instrumentalspiels erscheinen wie plötzlich die Konstruktionsmittel ungeschützt. Nicht mehr ätzend wie üblich ist man dem Sog des Geschehen ausgesetzt sondern verfolgt die Konstruktionsmomente, also die kleinen Formen in ihren Abläufen als reines Musikgeschehen. Da ist keine Sauce mehr eines aufdringlichen Mythos, gegen die man sich wehren müsste. Das Alte an Wagner hat man in der Grümpelkammer gelassen, so dass sich das Musikalische nun bis in letzte Verästelungen hinaus konzentriert und unabgelenkt studieren lässt.