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ur am 11. Februar 2006 um 21.36 Uhr: Pro et contra Gubaidulina
Nach Karl Amadeus Hartmann's Symphonien 7 (fad) und 8 (Répons ante quaestionem) von Sofia Gubaidulina gehört Pro et Contra (1989), Concordanza (1971) und Märchenbild (1971): je spätere, um so intensivere Musik, äusserst intensive Musik. Die ganzen post-tschernobylischen Russlandphantasien aus den späten achtziger und den neunziger Jahren sind reaktiviert. Alles andere als eine tote Gesellschaft zeigt sich da - eine, in der man sich mit dieser Musik in den Ohren gerne lebendig wieder aufhalten möchte. Es sind die nichtintensiven Stellen, die es vor einem Jahr verhinderten, diese grossartige Komponistin in die Liste der Werkkritiken neuer Musik aufzunehmen. Man muss selbst die richtige Stimmung treffen (sie kommt nicht von alleine), um auch die dünnen Stellen dieser Musik gemäss aufnehmen zu können. Nach zwei Hartmann Symphonien geschieht solches offenbar spielend. Diese Msuik braucht Zeit wie die exsowjetischen Gesellschaften; in ihnen spricht sie wahrhaftig.