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22. 12. 2005: "Musik entsteht"
Unendlich langer Traum, Diskussion auf dem Dorfplatz, lauer Sommerferienabend. Kein Streitgespräch, sondern sich entfaltendes unter Leuten, die sich gut verstehen. Gitarre auf den Knien, die von den anderen lange gar nicht gehört werden kann, so leise werden die Töne angeschlagen. Ab und zu deutliche Mollklänge, die Reihen aber Skalen. Moll also wie äolisch, als eine Möglichkeit neben anderen. Meist sind es Reihen, anniviardischer Yaman, mit Akzenten in anderes hinein (gestern gepfiffen, mit Schluss in Pilar). Eine Katze schleicht um mich und steigt auf die rechte Schulter, wo sie sich anschmiegt und wo sie immer schon hingehört. Die Töne sind mittlerweile gut zu hören, aber das Diskutieren geht weiter, jetzt mit Zuhören. Die Musik wird spannender, weil sie sich an Tsi Dong, die Katze anpasst. Sie macht mit, aber nicht wie ein Hund jaulen würde: sie tut nur so, aber man hört es. Unverhofft steht eine wunderschönste junge Frau links vor mir, die Dämmerung ist schon weit vorgeschritten, ich seh nur Silhouette, Brüste wie gestern im Zug von der jungen Tippenden, der Arsch schon sehr nah am Gitarrenhals: natürlich ist es Lala! Die Musik hat nun eine enorme Dichte erreicht, die Läufe sind rhythmisch verschachtelt mit starken und sehr lauten Akzenten mal in der Höh, mal in den Bässen. Fast nichts mehr von Skalen ist zu identifizieren, kein Yaman, kein Gitarrenmoll, aber richtig weg davon ist sie auch nicht. Lala räkelt sich nicht nur, sondern setzt zum Singen an. Aber mich drängt es zum Singen vorher, und Maunzi setzt nur knapp vor Lala ein (sie kennt ja nichts anderes als Fehler, die Katze). Und auch das ganze Fischerdorf macht einen Klang, nicht wie ein Chorgesang, fast nur ein aufmerksames Summen, wie wenn man klatschen will - nichts von Müssen, nur Wollen. Die Diskussion ist noch da, und doch auf einmal alles nur Musik. Sonnenuntergang: Nacht und Aufwachen. Nach dem Aufwachen langes Nachmusizieren: jetzt muss die Musik sich entscheiden und deutlich werden. Schön wäre es, es gelänge ihr, neu zu sein. Das war sie nur im Traum.