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11. 12. 2005: "Rauchverbot in allen Zügen"
Ab heute darf in der Schweiz in keinem Zug mehr geraucht werden. Ich wäre dagegen. Die letzte Zigarette rauchte ich auf einer Reise vor ungefähr zehn Jahren, möglicherweise ist es einmal zu einer Ausnahme gekommen. Der Grund der Ablehnung liegt also nicht im eigenen Rauchbedürfnis, der Zusammenhang ist übler als ein bisschen Dampf in der Luft. Bis heute waren die Raucherabteile Refugien vor dem Geschwätz, der aufdringlichen überlauten Schwatzhaftigkeit. Was trieb, treibt und wird in aller Zukunft die Reisenden in den Zügen zum Reden treiben? Ein einziges Thema beherrscht die ganze Welt: der Fernsehabend gestern. Von heute an wird auch der hinterletzte Einzelreisende vom Kollektivschwatz niedergehalten. Der Fernsehlärm, der die Häuser unbewohnbar macht, beschiesst in der Form des hemmungslosen Redens über ihn den Flüchtenden ohne weitere Chance, wo immer er unterwegs ist. - Hätte der kleine Wichtigtuer bei den SBB, dessen neuestes Volksverbot sich so reibungslos durchsetzen liess, nur ein bisschen Mumm, er würde ihm sofort ein zweites auf die Reise schicken: "Gespräche in Zügen und auf Bahnhöfen der Schweiz über Fernsehsendungen sind verboten." Ich wäre sein erster Spitzel.